kein Psychothriller, trotzdem spannend

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lucyca Avatar

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Schon in den ersten Seiten geschieht ein brutaler Mord. Der Antiquitätenhändler, Jussi Stahl, homosexueller Promi, wird von seinem Lebensgefährten Miguel Alemany, in ihrer gemeinsamen Wohnung im Schlafzimmer tot aufgefunden. Ein Schuss in sein Auge beendete sein Leben. Nicht genug, nein, der Täter öffnete mit Gewalt Jussis Brustkorb, entnahm dessen Herz und legte dieses zur Show in eine Silberschale. Dieser Mord ist für die Polizei eine grosse Herausforderung, da der Täter praktische keine verwertbaren Spuren hinterlassen hat.
Siri Bergmann beginnt ihren ersten Tag als Profilerin bei der schwedischen Polizei in der Täterprofilgruppe. Ihr bester Freund, Vijay Kumar hat ihr diesen Job zugeschanzt. Hier soll sie zusammen mit Psychologen, Polizisten, Rechtsmedizinern und Kriminaltechnikern bei Gewaltverbrechen ihr Wissen und Erfahrung einsetzen. Über Siri, eine der Protagonisten, erfahren wir in diesem Buch so einiges über ihr Privatleben, ihre Gefühle und Gedanken. Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten Markus zusammen, mit dem seinen Sohn hat. Bevor sie den Job bei der Polizei übernahm, führte sie als Psychologin zusammen mit ihrer besten Freundin Aina eine Praxis. Nachdem sie sich mit ihr zerstritten hat, muss sie die Praxis schliessen, da Aina zudem mittlerweile an Krebs erkrankt ist.
Der Mord an Jussi ist ihr erster Fall und bringt sie an Grenzen, die sie nicht für möglich gehalten hat. Die Täterprofilgruppe ermittelt im Umfeld des Ermordeten. Leider können sie nicht verhindern, dass weitere Morde geschehen. Das einzige, was übereinstimmt, ist die Tatwaffe.

Die Geschichte spielt in der Gegenwart (Siri, ich-Form) als auch in der Vergangenheit. In der Vergangenheit lernen wir Jens kennen (weiterer Protagonist), der in seiner frühesten Jugend erkennt, dass er homosexuell ist. Er lernt verschiedene Männer kennen, mit denen er teilweise eine sehr intime und in seiner Sicht tiefe Beziehung eingeht. Jens ist leider nicht sehr belastbar, so dass er sogar psychisch erkrankt und behandelt werden muss.

Homosexualität, ein sehr komplexes und anspruchsvolles Thema, welches die beiden Autorinnen zu einem spannenden Lesevergnügen konstruiert haben. Dabei kommt die Psychologie nicht zu kurz. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, welche Kapitel ziemlich sicher von Asa geschrieben wurde. Ihr Schreibstil ist leicht zu lesen und von der psychologischen Seite sehr tiefgründig. Bis fast zum Schluss ist nicht klar, wer der Täter ist.

Fazit: Für mich ist „Mann ohne Herz“ kein Psycho-Thriller, eher eine Psychodrama mit tödlichem Ausgang. Hochspannend fängt es an, entwickelt sich aber später eher nur noch spannend. Trotzdem, das Buch hat mich überzeugt, vielleicht mit wenigen Abstrichen.