Spannend und irreführend

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lisbeth76 Avatar

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Dass dieses Buch nicht das erste einer Reihe ist wusste ich erst, als ich es bereits gelesen habe. Einerseits finde ich sowas schade, aber hier muss ich sagen, dass man "Mann ohne Herz" auch sehr gut als Einzelband lesen kann ohne das Gefühl zu haben, dass man etwas verpasst hat. Trotzdem hat mich grade das Privatleben von der Hauptfigur Siri Bergman neugierig auf die Vergangenheit gemacht, denn es werden im aktuellen Buch immer wieder interessante Einzelheiten eingestreut. Ich hoffe, dass ich dazu komme die Vorgeschichte um die Psychotherapeutin kennen zu lernen.

"Mann ohne Herz" beginnt spannend und grausam, ein einigermaßen prominenter, bekennender Homosexueller wird ermordet. Der Täter hat ihm das Herz rausgeschnitten und in eine Schalte drapiert. Es soll nicht bei dieser einen schrecklichen Tat bleiben, weitere Männer werden Opfer von ähnlichen Gewalttaten und ein zufällig Überlebender behindert die Ermittlungen von Siri und ihren Kollegen, indem er zunächst nicht die Wahrheit über seine sexuelle Ausrichtung sagt. Siri Bergmann soll für die Stockholmer Polizei dabei helfen ein Täterprofil zu erstellen, eine für sie neue Tätigkeit, nachdem sie ihre Praxis schließen musste.

So flüssig, angenehm und spannend sich die Story liest, so undurchsichtig scheint ihre Lösung. Besonders als Leser wird man schnell auf eine bestimmte Fährte gelockt und es scheint klar zu sein wer der Täter sein muss. Während die aktuellen Geschehnisse aus der Sicht von Siri Bergman erzählt werden, geht es zwischendurch in die Vergangenheit eines schwulen Mannes, der von mehreren Partnern schwer enttäuscht wird und dessen Leben nach und nach in eine große Krise abrutscht.

Das Buch ist eine tolle Mischung aus den Morden, den daraus resultierenden Ermittlungsarbeiten und dem Privatleben um Siri Bergman. Außerdem mag ich ganz besonders Thriller die in Schweden spielen, sie haben ihre ganz eigene Atmosphäre und das besonders, nachdem ich Stockholm selbst schon kennen lernen durfte. Wenn Siri nach Hause kommt erwarten sie dort nicht nur ihr Lebensgefährte Markus sondern auch der gemeinsame, vierjährige Sohn Erik. Ich hatte es jedesmal lebhaft und ein bisschen neidisch vor Augen, wenn die Drei ihren eigenen kleinen "Strand" direkt vor der Haustür genossen haben. Ein starker Kontrast zu den schrecklichen Taten, die es auch für Siri aufzuklären gilt.

Fazit: Mich hat "Mann ohne Herz" gut unterhalten und etwas überrascht. Camilla Grebe u. Ása Träff haben einen gut verständlichen Schreibstil und bauen damit auch eine typisch skandinavische Thriller-Atmosphäre auf, die die Geschichte gekonnt untermalt. Warum das Buch keine volle Punktzahl bekommt kann ich nur damit begründen, dass ich schon Thriller gelesen habe, die mich noch mehr vom Stuhl gefegt haben. Gezielt negative Kritik kann ich nicht abgeben.