Spannung auf Schmalspur

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kainundabel Avatar

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Bei seiner Rückkehr nach Stockholm findet Miguel seinen Lebenspartner Jussi ermordet auf. Sein Herz wurde herausgeschnitten und auf einer Silberschale drapiert. Damit hat Siri Bergman ihren ersten Fall als Profilerin bei der Polizei. Ihre therapeutische Praxis hat sie kurz zuvor aufgelöst, sich von ihrer Mitinhaberin und besten Freundin Aina getrennt, weil die mit ihrem Mann Stefan geschlafen hat. Zu einem zweiten Mord scheint es keine Verbindung zu geben, zumal der Anschlag gar nicht dem Opfer galt. Aber die Tatwaffe ist dieselbe. Und auch Mord Nummer drei lässt nicht lange auf sich warten. Was verbindet die Personen miteinander? Ein idealer Plot für einen „Psychothriller“ - sollte man meinen, aber ein zartes Pflänzchen wirklicher Spannung keimt erst in der Hälfte des Buches auf und will nicht so recht wachsen. Zu langatmig geraten die Nebenstränge und das Aufdröseln der Beziehungskisten, einschließlich Siris Seitensprung. Schnell wird der Leser auf die Fährte eines jungen Homosexuellen geführt, dessen Lebensgeschichte und Liebhaber ihm in Form von Rückblenden begegnen. Aber eine derart simple Lösung sollte man nun nicht erwarten. Das Tableau der möglichen Täter ist recht überschaubar und der Mörder letztlich keine Überraschung, sondern die einzig denkbare Möglichkeit.
Der Schreibstil des Autoren-Geschwisterpaares Grebe/Träff ist recht einfach, mitunter banal, nur an wenigen Stellen fühlte ich mich als Leser „getrieben“, jetzt und hier unbedingt weiterlesen zu müssen. So ist denn auch zum Schluss die Welt wieder im Lot: Das Böse (der Täter) ist tot, das Gute (Polizisten/Profiler) überlebt den eher theatralischen Showdown trotz Schuss- und sonstiger Verletzungen, Siris Seitensprung ist vergessen und natürlich wird der Kontakt zur krebskranken Freundin wieder aktiviert.
Für Grebe/Träff ist es bereits der vierte Roman um Siri Bergman, für mich war es der erste. Die Möglichkeit, Fan dieser Reihe zu werden, ist allerdings nicht sehr groß. „Psychothriller aus Schweden“ bedeutet nicht automatisch Qualität, Spannung, Lesevergnügen.