die Suche nach dem Glück in Zeiten gesellschaftlicher Umbüche und die Frage, was man zu opfern bereit ist

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katma Avatar

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"Jeder Mensch hat eine Mutter. Jana Seliger hatte zwei."
Aber wer ist Margo eigentlich? Dazu sollte man unbedingt zuerst das Buch "Ab heute heiße ich Margo" aus dem Jahr 2016 lesen. Dort erfährt man von Margarete (Margo) Hegewald und ihrem Leben vom Dritten Reich bis zum Mauerfall.
Beide Bücher behandeln eindringlich die deutsch-deutsche Geschichte und sollten meiner Meinung nach in die Pflichtlektüre zumindest der Gymnasien aufgenommen werden.

Die Wege von Leonore und Clara, den beiden Hauptprotagonistinnen kreuzen sich bereits im 1. Band und beide sind verbunden mit Jana, Leonores Adoptivtochter und Margos Enkelin, die mit ihrer Familie nach deren Tod in ihrem Haus lebt. Jana zweifelt am angeblichen Selbstmord ihrer Mutter, die vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Ihr Unternehmen beschäftigt sich mit der Reproduktion von vernichteten Stasiakten und so stellt sie eines Tages selbst einen Antrag auf Akteneinsicht in die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Sie möchte die Lücken in ihrer Geschichte schließen, mehr über Leonore erfahren, ebenso wie über Clara, die ihre leibliche Mutter ist, aus der DDR stammt und als Häftling von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft worden war. Immer tiefer dringt Clara in die Geschichten der beiden Frauen ein, eine Geschichte, die oft schmerzvoll war und die die von uns allen ist.

Cora Stephan schreibt in klarer, präziser Sprache zugleich unterhaltsam aber auch sehr spannend über die bewegende Geschichte zwischen Ost und West. Da geht es um den Aufbau der beiden geteilten Länder nach dem 2. Weltkrieg, den folgenden kalten Krieg, die Musik jener Zeit, die RAF, Studentenrevolten, Tschernobyl, die Wende, Treuhand und Bespitzelungen. Die Erzählweise ändert sich ständig, dadurch nimmt man die selben Situationen und privaten Ereignisse aus verschiedenen Blickwinkeln wahr. Die Figuren sind lebensnah und glaubwürdig, sie haben Stärken und Schwächen.
Ich stamme selbst aus der DDR, habe das Leben in der Zone und die Wende miterlebt. In einigen Situationen habe ich mich wiedergefunden, einige der beschriebenen Orte kenne ich persönlich und ich kann mich noch gut an das klamme Gefühl erinnern, wenn man zum Raport antreten musste. Und dass auch die Autorin dabei war, spürt man auf jeder Seite.
Mich hat der Roman von Anfang bis Ende gefesselt und seitdem dränge ich das Buch jeder Freundin und jedem Bekannten auf.