Janas Mütter statt Margos Töchter

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urmeli Avatar

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Der erste Satz des Buches berührt macht gleichzeitig neugierig auf die Vergangenheit. Jeder Mensch hat eine Mutter. Jana Seliger hatte zwei. Denn statt Margos Töchter wäre der Titel: Janas Mütter genauso passend gewesen.
Jana wurde als Kleinkind von einer jungen Mutter namens Gisela, die nach dem Freikauf aus der Haft in der DDR freigekauft wurde und bei Margo Seliger Unterschlupf gefunden hatte, zurück gelassen. Von Gisela gab es danach keine Spur und Leonore, Margos Tochter, adoptierte das Kind. Das Kind, dass sie selbst nach einer missglückten Abtreibung nicht bekommen konnte. Leos Leben hatte mehr Tiefen als Höhen, sie lebte als Kind ein Außenseiterleben, als Studentin in einer WG, die mit der RAF sympathisierte und sie vertraute den falschen Menschen. Als sie den aus der DDR geflüchteten Alexander kennenlernte, sollte sich ihr Leben zum Besseren wenden, so dachte sie, als sie in Frankfurt in einer schönen Umgebung mit ihrer kleinen Familie lebte. Doch Leo fühlte sich verfolgt und beobachtet, bis sie meinte, Gisela wieder zu erkennen.
In einem weiteren Teil des Romans erfahren wir mehr über das Leben Giselas, die als Spionin in den Westen geschickt wird und dort einiges über sich selbst und ihre Familie lernt.
Der Roman ist einerseits eine Familiengeschichte über mehrere Generationen aus Ost- und Westdeutschland, andererseits werden viele Aspekte in der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung erst beider, danach des einen Deutschlands beleuchtet. Die Flucht nach dem Krieg und später in den Westen, die Studentenrevolten und die RAF, die Demonstrationen gegen Atomkraft und für die Umwelt, die Gründung der Partei die Grünen, die Spionagetätigkeit innerhalb der Familien und Freunde, Leben und Arbeiten in der DDR sowie die fehlende Privatsphäre durch den Überwachungsstaat inklusive Verhaftungen für Verfehlungen werden nebenbei erzählt und vermitteln sehr anschaulich, warum sich Menschen so verhalten wie in dieser Geschichte. Auch wenn man wie ich den ersten Band um Margo Seliger nicht gelesen hat, kommt man sofort in die Handlung hinein und möchte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.