Margos Töchter

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abibliophobia Avatar

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Leider habe ich „Ab heute heißte ich Margo“ nicht gelesen, aber umso gespannter war ich auf Margos Töchter. Das Buch beginnt unvermittelt, aber durchaus spannend. Was ist zwischen Jana und ihrer Mutter Leonore vorgefallen und was hat die Stasi mit dem Ganzen zu tun? Auf den ersten Seiten erfährt man schon so viel, dass ich mich auf eine spannende und komplexe Geschichte gefreut habe. Der Leser ist direkt mitten im Geschehen, ohne großes Vorgeplänkel, aber dennoch weiß man direkt, worum es geht. Das habe ich in dieser Form so noch nicht gelesen und ich war begeistert. Es handelt sich um einen Generationenroman mit viel Tiefgang, zahlreiche anspruchsvolle Thematiken werden behandelt. Thematisiert werden die DDR, der Verrat, das schwierige Mutter-Tochter-Verhältnis und der Sozialismus. Noch nie hat mich der Blick in die Vergangenheit so mitgerissen, wie bei diesem Buch. Oft hatte ich das Gefühl ich war dabei, obwohl ich zu dieser Zeit noch gar nicht geboren war. Die Verknüpfung zwischen den einzelnen Rückblenden ist sehr intelligent strukturiert und geht beinahe nahtlos ineinander über. Ich hatte geschichtlich nie viel Interesse, aber Cora Stephan schildert den Alltag mit der RAF in der DDR so gut, dass ich das Gefühl habe ich bin dabei. Sehr anschaulich und detailliert und das Thema Terror ist leider aktueller denn je.
Man steckt so tief in der Geschichte, dass man die Zeitsprünge im nächsten Kapitel zunächst gar nicht merkt, so geht Spannung! Es wird einem erst jetzt bewusst, wie viele Fragen aus der damaligen Zeit noch unbeantwortet sind und auch die nachfolgenden Generationen noch nachhaltig beschäftigt. Die Handlung ist klasse, ich mag es sehr, wenn das Schicksal anderer Leute das eigene verändert. Dieses Buch ist voll von starken Persönlichkeiten mit unfassbar durchdachten Geschichten. Stephan traut sich na Tabuthemen wie Missbrauch, Depression, Selbstmord, Abtreibung und Alkoholismus heran und ist dabei furchtbar einfühlsam, ohne zu verklären.