11.000 Meter unter dem Meeresspiegel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
caro.booklover Avatar

Von

Klappentext: Paula braucht nicht viel zum Leben: ihre Wohnung, ein bisschen Geld für Essen und ihren kleinen Bruder Tim, den sie mehr liebt als alles auf der Welt. Doch dann geschieht ein schrecklicher Unfall, der sie in eine tiefe Depression stürzt. Erst die Begegnung mit Helmut, einem schrulligen alten Herrn, erweckt wieder Lebenswillen in ihr. Und schließlich begibt Paula sich zusammen mit Helmut auf eine abenteuerliche Reise, die sie beide zu sich selbst zurückbringt - auf die eine oder andere Weise.


Zu Beginn dieses Buches befindet sich Paula symbolisch 11.000 Meter unterhalb des Meeresspiegels - so tief ist der Tiefpunkt der Erde im Marianengraben. Der Verlust ihres kleinen Bruders wiegt schwer. Dies kommt in immer wieder eingeschobenen Zwiegesprächen und flashbacks gut zum Ausdruck. Diese Stellen habe ich auch als sehr emotional empfunden. Insgesamt ist die Haupthandlung des Roadtrips eher ins Genre Unterhaltungsliteratur einzustufen. Es gibt wirklich lustige Situationskomik, aber auch einiges, was zu überzeichnet und klischeehaft ist. Die Dialoge fand ich an einigen Stellen unnötig ausgeschmückt, so wurde zum Beispiel jedes "hahahaha" ausgeschrieben, anstatt beispielsweise "er lachte", zu schreiben. Das hat mich irgendwie gestört. Ich denke, dass deswegen weniger Bilder in meinem Kopf entstanden sind, was ich sehr schade finde. Das Bildhafte trägt doch immer wesentlich zur emotionalen Beteiligung am Roman bei. Die Sprache ist insgesamt eher einfach gehalten, vor allem die Dialoge teilweise auch umgangssprachlich-flapsig. Das Alter und der Bildungsstand der Protagonistin scheint nicht ganz zu ihrem Auftreten zu passen. Stilistisch gut fand ich die Kapitelüberschriften mit der jeweiligen Meterangabe, während sich Paula langsam aber sicher aus dem Marianengraben zurück an die Oberfläche arbeitet. Insgesamt hat mich das Thema und zum Teil auch die Gestaltung an den Roman "Rückwärtswalzer" erinnert. Auch hier geht es um Trauer und eine illegale Bestattung, die in Form eines Roadtrips umgesetzt wird, die Kapitelüberschriften sind als zurückgelegte Meter Fahrtweg angegeben, auch hier lebt die Geschichte von Situationskomik in der Gegenwart - aber auch von eher ernsteren Rückblenden in die Vergangenheit und die fand ich in "Rückwärtswalzer" weitaus besser gelungen. Da kam mir die restliche Geschichte nicht ganz so slapstickartig vor, weil es diese ernsten Passagen gab. In "Marianengraben" kamen sie mir vergleichsweise zu kurz. So viel also zum Direktvergleich. Natürlich steht das Buch trotzdem für sich, es ist eine andere Autorin, eine andere Geschichte, aber die Ähnlichkeiten sind unübersehbar und da mir "Rückwärtswalzer" letztes Jahr so mega gut gefallen hat, komme ich um diesen Vergleich nicht drum herum.


Fazit:
Ein gelungenes Stück Unterhaltungsliteratur mit einem Roadtrip zweier unfreiwilliger Reisegefährten voller Situationskomik. Die ernsten Passagen kommen insgesamt zu kurz und bleiben hinter den zum Teil übertrieben komischen Szenen zurück. 3,5 Sterne, die ich aufrunde.