Ein Roadtrip, der zu Herzen geht

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aoibheann Avatar

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"Wir haben uns auf einem Friedhof kennengelernt". So oder so ähnlich würde wohl die Antwort von Paula und Helmut lauten, wenn man gefragt hätte, woher sie sich kennen würden. Das Kennenlernen der beiden Protagonisten ist schon ein bisschen schrägt.

Paula versucht, die Trauer um ihren verstorbenen Bruder zu verarbeiten. Um einen Anfang zu machen, schleicht sie sich nachts heimlich auf den Friedhof und besucht das Grab von Tim.
Helmut will ein gegebenes Versprechen einlösen - und muss dafür aber zuerst die Urne seiner verstorbenen Frau ausgraben. Dabei begegnen sich beide und das Resultat ist ein verrückter Roadtrip dieses ungleichen Duos mit einem Wohnmobil in die Berge.

Helmut und Paula sind auf den ersten Blick absolut unterschiedliches Gespann, nicht nur des Altersunterschieds wegen. Helmut hält gerne Ordnung, ist fast schon ein wenig pedantisch. Paula ist in ihrer Trauer auch nach zwei Jahren noch so sehr gefangen, dass sie die Welt um sich herum kaum wahrzunehmen scheint und ihr vieles schlichtweg egal ist. Und doch entwickelt sich zwischen den beiden eine sehr eigene Art der Freundschaft. Trotz aller Unterschiede entstehen da Respekt und auch freundschaftliche Zuneigung. Beide haben Verluste erlitten und Helmut ermöglicht es Paula einen Weg aus der Trauer zu finden. Das er dabei manchmal eine sehr ungewöhnliche Wortwahl an den Tag legt und auch seine Geschichten und Beispiele etwas unorthodox sind - in Paula reift doch die Erkenntnis, dass sie leben will.

Das Buch ging mir sehr zu Herzen und hat mir unheimlich gut gefallen. Trauer ist ein sehr individuelles und auch sehr sensibles Thema. Die Autorin hat hier jedoch ganz fabelhaft einen Ton getroffen, der alle Facetten beschreibt. Traurig, wütend, schockiert, verletzt, etc. Und es fühlte sich für mich an, als würde ich mich in einem geschützten Raum aufhalten. Als würde mir eine nahestehende Person ihre Geschichte erzählen. Natürlich weiß man von Beginn an, wie die Geschichte enden wird. Aber der Weg dahin ist begleitet von Trauer und Wut, aber auch von Liebe und Lachen. Von Erkenntnissen und Einsichten, von Erinnerungen und Geschichten. Das Buch hat bei mir einen ganz ganz starken Eindruck hinterlassen.