Eine bewegende und einfühlsame Geschichte

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kianu Avatar

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Kann ein Buch, das von Themen wie Depression, Suizid und dem Sterben beherrscht wird gleichzeitig lustig und tieftraurig sein? Darf man bei solchen Themen überhaupt lachen? Und kann sich all das zusammen anfühlen, wie ein lebensbejahendes Roadmovie?
Falls ihr jetzt denkt: Geht gar nicht, passt ja auch alles gar nicht zusammen, dann solltet ihr es definitiv mal mit Mariannengraben von Jasmin Schreiber versuchen und euch vom Gegenteil überzeugen lassen!

Paula hat ihren kleinen Bruder an das Wasser verloren und versinkt daraufhin metaphorisch in ihrem persönlichen Mariannengraben, 11000 Meter tief. Aber dann lernt sie auf dem Friedhof den mürrischen und ebenfalls trauernden Helmut kennen, der gerade dabei ist eine Urne zu stehlen und zusammen begeben sie sich auf eine abenteuerliche Reise, bei der Paula nicht nur Helmut, sondern auch sich selbst intensiver denn je kennenlernt. Und dabei kämpft sie sich ganz unbewusst Zentimeter für Zentimeter zurück an die Oberfläche.

Obwohl der Tod im gesamten Roman allgegenwärtig ist, ist die Erzählweise von Jasmin Schreiber doch locker, selbstironisch und teilweise sogar heiter. Klar ziehen vereinzelt immer wieder Wolken auf, aber jenseits jeglicher Klischees wird dem Leser so auch vor Augen geführt, dass der Tod zwar schmerzhaft ist, man aber lernen kann damit zu leben – so unmöglich diese Aussicht auch erscheinen mag.
Ich befand mich während des Lesens mit den Protagonisten zusammen in einem Wechselbad der Gefühle: Mal wollte ich einfach nur weinen, danach schreien und lachen, um mich dann gleich wieder von der unfassbaren Last des Verlustes niederdrücken zu lassen, aber zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass mir alles zu viel wird. Es gab viele traurige aber auch großartige Momente und vor allem Helmut, mein Unikat unter den Buchcharakteren, war ein absolutes Highlight. Allein sein Beweggrund, die im Klappentext erwähnte Reise anzutreten, hat mich sehr berührt und auch wenn er alles andere als gesprächig ist, merkt man schnell, dass er sein Herz am richtigen Fleck hat. Außerdem verleiht er der Geschichte durch seine Marotten und Launen unheimlich viel Leichtigkeit und Humor, aber auch den Tiefgang, um all das nicht ins lächerliche zu ziehen.

Auch der Schreibstil von Jasmin Schreiber hat mir unheimlich gut gefallen. Ich war emotional gefangen ohne dabei selbst im Mariannengraben zu versinken und sie hat es geschafft, das Leben so darzustellen wie es ist und nicht, wie es sein soll. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, an deren Ende wir alle schließlich die Oberfläche erreichen.