Gefühlschaos

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bubobubo Avatar

Von

Im ersten Kapitel von „Marianengraben“ befinden wir uns metaphorisch in elf Kilometern Tiefe. 11000 Meter unter der Oberfläche. Mit jedem weiteren Kapitel steigen wir weiter auf und bewegen uns vom symbolischen Tiefpunkt weg.
Es scheint so, als ob die beiden Hauptcharaktere, Paula und Helmut nicht mehr weiter sinken können. Sie, begibt sich zum ersten Mal nach dem Tod ihres kleinen Bruders an sein Grab und Helmut buddelt währenddessen seine Exfrau, die auf dem gleichen Friedhof begraben liegt, aus.

Die Zufälligkeit der Begegnung der beiden und die erlebten Verluste und Selbstvorwürfe, verbindet die beiden, sonst sehr unterschiedlichen Personen. Sie ist eine junge Biologin, er ein 83-jähriger Herr, der sein leben weitestgehend hinter sich hat.
Während Melancholie Paulas täglicher Wegbegleiter ist, versucht Helmut durch einen Plan, die letzte Ruhe für seine Exfrau Helga zu finden.
Wie der Zufall es so will, begeben sich Paula und Helmut gemeinsam auf einen Roadtrip , auf eine Fahrt in die Zukunft und aus der Melancholie.
Paula fängt nicht nur an, sich mit Judy, dem Hund von Helmut“ anzufreunden, sondern auch mit dem mürrischen alten Mann.
Vielleicht finde ich den Roman so großartig, weil die Sprache grandios ist, aber auch weil wir alle Trauer kennen und sie uns alle schon einmal begleitet hat. Vielleicht hat sie uns nicht so hart getroffen oder vielleicht noch härter. Wer weiß. Aber der Weg, den die beiden gehen, kann auch metaphorisch der eigene Weg sein.
Nicht nur den Marianengraben als Metapher, sondern auch die Erwähnung der Erebus Expedition, die Jasmin Schreiber erwähnt, macht mich sprachlos.
Ich hoffe, dass die Autorin noch viele weitere Geschichten schreiben wird, und bei ihrer Ehrenamt als Sterbebegleiterin noch vielen Menschen Beistand leisten wird.