Paulas und Helmuts Weg

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
kaffeeelse Avatar

Von

Dieses Buch ist ein interessanter Roadtrip, in dem sich zwei gepeinigte Charaktere begegnen, sich aufeinander einlassen und nach und nach Vertrauen und Nähe aufbauen. Einmal haben wir hier Paula, eine junge Frau, die ihren jüngeren Bruder Tim verliert und darüber zerbricht, eine schwere Depression entwickelt und dann haben wir Helmut, einen schrulligen und kauzigen älteren Herrn, der viel in seinem Leben gesehen hat und den dieses Erleben natürlich geformt hat. Beide treffen durch recht eigenwillige Geschehnisse aufeinander, gut, diese recht eigenartigen Ereignisse sollte man mögen, ich konnte etwas schmunzeln, andere können sicher herzhaft lachen, andere Leser wieder werden genervt sein. Man sollte nicht alles an diesem Buch vollkommen ernst nehmen, einiges Flapsige nimmt vielleicht manchem Leser die Schwere der Thematik und daher ist es in meinen Augen völlig okay. Ein Roadtrip, der spielerisch, humorvoll und auch voller Ernst und Tragik die Thematiken Depression und Verluste aufgreift, beginnt und ich habe dieses Wechseln von einer etwas flapsigen Art und dann wieder recht tiefgehenden Gedanken genießen können. Ein Beispiel für dieses tiefer Gehende folgt hier: "Und jetzt liebe ich dich nur noch gefangen in einer Zwischenwelt aus Präteritum und Konjunktiv und in einer Realität, die vor deinem Tod ein Leben und danach nur noch ein Zustand war." (Paulas Gedanken zu Tims Verschwinden) Ein Satz, der sich mir gleich auf Seite 9 ins Hirn gebrannt hat, einerseits wunderschön formuliert und andererseits einfach nur tieftraurig!


Dennoch hat dieses Buch in meinen Augen meistens einen eher unterhaltenden Charakter, was nicht schlimm ist, erreicht es dadurch vielleicht auch eine größere Gruppe Leser und erfüllt damit sicher auch einen gewissen weiterbildenden Auftrag zum Thema Depression und Verluste. Etwas, was meiner Meinung nach wirklich dringend notwendig ist, denn obwohl wir Anfang des 21. Jahrhunderts leben, wenn ich mir viele vorherrschende Meinungen zum Thema Depression anschaue, denke ich sofort wir leben irgendwie noch in den Siebzigern/Achtzigern. Und von daher ist eine Aufklärung dringend notwendig, betrifft diese Erkrankung doch einen viel größeren Kreis an Menschen, sicherlich größer als die Zahl der Menschen, die schlussendlich den Weg in die Therapie gehen. Und dieses sich nicht therapieren lassen ist gefährlich, eventuell sogar tödlich und es sollte alles versucht werden die Bevölkerung über diese Erkrankung zu informieren. Denn nur dann können gefährliche Fehlinterpretationen zum Thema Psychiatrie und psychiatrische Erkrankungen minimiert werden und damit auch die Zahl der Menschen, die geheilt werden können, erhöht werden. Denn Depressionen können jeden treffen! Gut gemacht, Jasmin Schreiber, noch dazu wo deutliche autobiographische Bezüge im Dank durchschimmern und dies in meinen Augen deutlich gewürdigt gehört. Hat mir gefallen dieses Buch!