Anders als gedacht, aber trotzdem gut

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bookaholica Avatar

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Oscar Drai lebt in einem Internat und dringt eines Tages in ein Haus ein, dass er für verlassen hält. Ist es aber nicht. Voller Panik flüchtet Oscar und klaut dabei aus Versehen ein Uhr. Diese bringt er am nächsten sofort zurück und macht dabei Bekanntschaft mit den Bewohnern des Hauses - dem alten German und seiner bildhübschen Tochter Marina. Oscar freundet sich schnell mit dieser kleinen Familie an und verbringt fortan viel Zeit mit ihnen. Zwischen Marina und Oscar entwickelt sich schnell eine aufkeimende Verliebtheit, die Marina aber zu Oscars Unverständnis mit aller Gewalt zu unterdrücken versucht.
Als die beiden eines Tages an einem Friedhof vorbei kommen, beobachten sie eine alte Frau, die Blumen auf ein namenloses Grab legt. Als sie ihr folgen, machen sie eine furchtbare Entdeckung. Ein altes Gewächshaus, an dessen Decke Marionetten hängen, die echten Menschen zum Verwechseln ähnlich sind und sich darüber hinaus auch noch selbstständig bewegen können.
Nun entwickelt sich die Geschichte immer mehr zu einem Krimi, denn Oscar und Marina versuchen diesem gespenstigen Ort auf die Schliche zu kommen.
Dabei ahnen sie nicht, dass sie selber bereits ins Visier des wahnsinnigen Puppenmachers geraten sind.
Die Beschreibung dieser Marionetten lässt einem wirklich das Blut in den Adern gefrieren, denn dieser einzigartige Sprachstil von Carlos Ruiz Zafón sticht auch in Marina, dem Vorgänger des Bestsellers „Im Schatten des Windes“ schon deutlich hervor.
Im Aufbau der Geschichte und dem Einbauen von geheimnisvollen Details konnte Marina allerdings noch nicht ganz mithalten. Nach der Hälfte des Buches wird die Geschichte etwas durchsichtig und man ahnt schnell, auf was die Story da hinauslaufen wird.
Nichtsdestotrotz hat sich der Autor in Marina für ein unglaublich trauriges Ende entschieden, das mächtig auf die Tränendrüse drückt. Trotz aller Magie bleibt Zafón in seinen Büchern eben doch auch immer ein Stück weit Realist – ein weiterer Punkt, der seine Bücher einfach zu einem außergewöhnlichen Leseerlebnis macht. Die knapp 350 Seiten lesen sich unglaublich schnell weg und man hat wirklich das Gefühl, selber durch dieses historische Barcelona zu schlendern.
Eine kurzweilige Liebesgeschichte mit einem richtig deftigen Krimiaspekt wird hier geboten, verziert mit Wortwendungen und Spielereien, wie sie nur wenige Autoren beherrschen.
Streckenweise erinnerte ich mich während des Lesens immer wieder an Szenen aus Patrick Süßkinds „Das Parfum“, da die grobe Idee des Plots von Marina der dieses Klassikers doch recht ähnlich ist.