Unentschlossen

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Der junge Oscar lebt in einem Internat. Seine Lieblingsbeschäftigung ist es, sich aus dem internat zu schleichen und die Straßen Barcelonas zu erkunden. Eine seiner Touren führt in zu seinem heruntergekommenen Herrschaftshaus, aus dem Musik erklingt. Von ihr in den Bann gezogen betritt er das Haus und sieht sich um. Als plötzlich der Eigentümer auftaucht, ergreift er die Flucht und nimmt ausversehen eine Uhr des Hausbesitzers mit, welche er in der Hand gehalten hatte, als dieser ihn überraschte. Ein paar Tage später treibt ihn sein schlechtes Gewissen dazu, zu dem Haus zurückzukehren und die Uhr zurückzugeben. Hier lernt er die geheimnisvolle Marina und ihren Vater German kennen. Die beiden nehmen ihn freundlich auf und so kommt es, dass Oscar sie immer öfter besucht und zusammen mit der gleichaltrigen Marina einem Geheimnis auf die Spur kommt, dass es in sich hat...

Die Sprache Zafons ist flüssig und lebendig. Dinge, Gefühle, Personen und Umgebungen werden so detailreich und realistisch beschrieben, dass man sich alles genau vorstellen und sich in das Geschehen hineinversetzen kann. Die Hauptcharaktere sind liebenswürdig, wenn auch eigenartig. Aber so ist das im echten Leben ja auch, jeder hat seine Macken. Mir sind German,Oscar und Marina jedenfalls sehr ans Herz gewachsen und am Ende blieb bei mir kein Auge trocken.

Zur Vorwarnung: Im nächsten Abschnitt gibt es einen Spoiler. Weierlesen auf eigene Gefahr.

Nun zum schwierigsten Teil: Wie soll ich dieses Buch bewerten? Ich bin zwiegespalten. Einerseits legt uns Zafon eine wunderbare, tiefgreifende und romantische Liebesgeschichte vor, die ziemlich ergreifend und emotional ist, andererseits wird diese Romantik vermischt mit einer Fantasyhandlung, die meiner Meinung nach zwar spannend, aber sehr unrealistisch und unausgereift ist. Klar, Fantasy muss nicht realistisch sein, aber an einigen Stellen hatte ich wirklich das Gefühl, dass hier etwas schief gelaufen ist. Um ein Beispiel zu geben (hier nun der Spoiler): Das Wesen dringt in Oscars Internatszimmer ein, hinterlegt die Handprothesen von Sentis, es gibt einen Kampf zwischen Wesen uns Oscar, es wird blutig, Oscar flieht zu German und Marina und hinterlässt ein zerstörtes Zimmer. Zu keinem Zeitpunkt wird mehr darauf eingegangen, was mit diesem Chaos passiert und besonders merkwürdig: keiner bemerkt es! Sehr komisch...und nicht sehr schlüssig.

Wer gerne Zafon liest, wird auch hier auf seine Kosten kommen, alleine schon durch seinen charakteristischen Schreibstil. Die Mischung von Romanze und Fantasy/Horror mag durchaus verlockend sein, aber mir persönlich hat diese Mischung in "Marina" nicht gefallen. Fazit: Eingeschränkt empfehlenswert.