Undurchschaubares Spiel eines verdeckten Fadenziehers

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jazzy Avatar

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„Marionetten" von John le Carré hat mich beeindruckt, ein Roman, der einem wirklich einmal zum Nachdenken bringt, der einen fesselt und auch im Nachhinein nicht mehr loslässt.

Der deutsche Titel ist sehr passend gewählt. Alle auftauchenden Charaktere scheinen Marionetten zu sein, die von dem einen unbekannten Spieler gesteuert werden, der alle Fäden in der Hand hat. Dieser agiert vollkommen verdeckt und steuert die Personen nach seinen Wünschen.

Bis zur letzten Seite bleibt dem Leser dieser Fadenzieher verborgen, mit Spannung habe ich Seite um Seite gelesen und habe mich stets im Unklaren befunden, konnte beim besten Willen nicht sagen, wer mit wem und wer gegen wen. Die Geschehnisse sind undurchschaubar. Jeder der Charaktere scheint ein Geheimnis zu haben und jeder verschweigt jedem etwas. So wird der Leser hin und hergerissen in seinen Theorien.

Andererseits macht es dieses „Durcheinander" besonders am Anfang sehr schwer, in die Geschichte hineinzufinden, die Personen richtig zuzuordnen. So empfand ich die zweite Hälfte des Buches deutlich besser, als ich sagen konnte - der gehört dazu und der dorthin. Was zu Beginn ein wenig in Längen ausartet, macht den zweiten Teil wieder wett und endet mit einem spannenden Showdown.

Eines ist sicher: Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen Roman, den man eben mal so wegliest und dann zur Seite legt. Ich habe mir dafür Zeit gelassen und nach der letzten Seite kam mir dann der Gedanke - unglaublich! Gibt es sie - die Marionettenspieler, die viele, viele Personen wie ein Werkzeug nach ihren Wünschen steuern?