Ein eigenwilliges Buch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
aoibheann Avatar

Von

Ich war sehr gespannt auf das Buch, hat mir doch „Licht und Zorn“ seinerzeit ausgesprochen gut gefallen. „Matrix“ lässt mich derzeit noch ein wenig unentschlossen zurück.

Mir gefällt die Idee, die Geschichte nicht nur in einem Frauenkloster spiele zu lassen, sondern auch welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn man die Frauen nicht nur als das schwache und unterwürfige Geschlecht ansieht, sondern ihre jeweiligen Fähigkeiten fördert. Vor dem Hintergrund, dass die Geschichte im wahrlich tiefsten Mittelalter spielt, ein besonders reizvolles Gedankenspiel.

Den Schreibstil der Autorin würde ich als herausfordernd bezeichnen. Das liegt nicht nur an der fehlenden direkten Rede. Die Sätze sind zum Teil sehr verschachtelt und zwischendrin wechseln die Gedanken auch einfach mal die Richtung. Das macht es dann mitunter auch recht schwer der Geschichte zu folgen. Ich musste Absätze zum Teil mehrfach lesen um zu verstehen, worauf das Geschriebene abzielt. Daraus resultierte für mich eine Langatmigkeit, die es mir dann auch schwer gemacht hat am Ball zu bleiben.
Dagegen steht eine inhaltlich spannende Geschichte und einige Passagen mit wirklich wunderschönen Sätzen und sehr gefühlvollen Beschreibungen der anderen Nonnen und dem zwischenmenschlichen Zusammenspiel aller Klosterbewohnerinnen.

Faszinierend finde ich die Hauptprotagonistin Marie. Als Leser begleitet man sie ihr ganzes Leben. Erlebt ihre Eintreffen im Kloster, ihren Aufstieg zur Äbtissin, welche Macht sie erlangt und wie sie das heruntergekommene Kloster zu neuer Blüte bringt. Hat man manchmal den Eindruck, die Figur und ihre Handlungen zu kennen, überrascht sie einen auf der nächsten Seite wieder. Und trotz aller Bemühungen bleibt da eine gewisse Distanz zu ihr. Als ob sie auch dem Leser nicht die letzten Geheimnisse preisgeben will. Eine verwirrende und zugleich faszinierende Kombination.

Alles in allem fordert das Buch den Leser heraus und verlangt seine volle Aufmerksamkeit. Definitiv nichts, das man mal eben nebenbei liest.