Ein ungewöhnlicher Roman

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emma217 Avatar

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In "Matrix" von Lauren Groff wird die 17-jährige Marie de France von der Königin, Eleanore von Aquitanien, vom königlichen Hof verstoßen, weil sie für die Ehe oder das höfische Leben als zu grob erachtet wird. Stattdessen schickt man sie nach England, um dort die neue Priorin einer verarmten Abtei zu werden.

Gleich vorweg: Dieser Roman hat es mir nicht allzu leicht gemacht ihn zu mögen. Zum einen ist der Schreibstil sehr speziell. War ich von den verschlungenen, etwas entrückten Sätzen zu Beginn noch begeistert, fiel es mir von Seite zu Seite schwerer meine Konzentration aufrechtzuerhalten und mit meinen Gedanken nicht abzuschweifen. Manche der ganz besonders verschachtelten Abschnitte musste ich wiederholt lesen, um den Sinn einigermaßen zu erfassen, was auf Dauer doch ein wenig ermüdend war. Zudem wird im gesamten Roman auf direkte Rede verzichtet, wodurch ich das Gefühl hatte immer auf eine gewisse Distanz gehalten zu werden und den Personen so nicht wirklich nahe zu kommen. Hinzu kommt, dass die Jahre zu Beginn der Handlung regelrecht an einem vorbei jagen. Wie Dank Maries geschickter Leitung das Kloster zu neuem Reichtum und Größe erlangt, verfolgen wir wie im Zeitraffer. Erst als Marie selbst ein gewisses Alter erlangt, schaltet die Erzählung einen Gang zurück und es werden einige Episoden aus dem klösterlichen Leben mit mehr Ruhe und Muße erzählt. Die zweite, ruhigere Hälfte gewährt den einzelnen Charakteren mehr Raum, wir dürfen gemeinsam mit Marie auch einmal Luft holen. Diese Kapitel habe ich schließlich auch mit wesentlich mehr Interesse verfolgt. Und sogar Marie, die mir bis dahin merkwürdig fremd geblieben ist, bekommt schließlich eine menschliche Seite, sodass es mir gelang diese Distanz zu ihr ein Stück weit zu überwinden.

Wie wirklichkeitsgetreu diese Erzählung ist, kann ich zwar nicht beurteilen. Mehr vom Leben der historischen Figur Marie de France zu erfahren, empfand ich jedoch durchweg interessant. Und auch wenn ich diese feministische Utopie von Lauren Groff nicht vollständig verstanden habe und besonders in der ersten Hälfte am Schreibstil ein wenig verzweifelte, habe ich den Roman zum Ende hin doch gerne gelesen. Eine Sternebewertung zu vergeben fällt mir somit zugegebenermaßen etwas schwer.