Eine Insel voller Frauen

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cynthiam Avatar

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Ich hab mich hier ein bisschen vom Sticker „New York Times Bestseller“ mitreißen lassen, denn ich habe bisher noch keine anderen Bücher von Autorin Lauren Groff gelesen und das Klosterthema macht zwar neugierig, ist aber nicht unbedingt mein literarisches Steckenpferd. Cover und Titel finde ich ok, sehe aber keinen Bezug zur Handlung, was ich immer irgendwie schade finde.

Zum Inhalt: Marie unehelicher Bastard einer Vergewaltigung, dadurch aber mit teils königlichem Blut gesegnet, wird als Priorin in ein verarmtes Kloster entsandt, da sie für das Leben bei Hofe als unzureichend erachtet wird. Was zunächst eine Prüfung von Entbehrungen, Einsamkeit und Schmerz ist, wird für die junge Frau zur Lebensaufgabe und das Kloster sowie seine Bewohnerinnen gedeihen unter Maries Führung und Einfallsreichtum.

Man begleitet als Leser die Protagonistin Marie quasi durch alles Lebensphasen hinweg. Von der Jugend, wo sie bei Hofe verstoßen wird, über ihr Amt als Priorin und die Ernennung zur Äbtissin bis hin zu ihren Tode. Das Buch deckt also eine beträchtliche Zeitspanne ab, wodurch Abstriche bei der Tiefe der Handlung gemacht werden müssen. Zwischendurch werden mal Jahrzehnte übersprungen und die Errungenschaften dieser Zeit nur kurz zusammengefasst. Für mich blieben dadurch die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander ziemlich vage.

Stilistisch auffällig ist, dass es keine gekennzeichnete direkte Rede gibt, obwohl die Nonnen natürlich miteinander reden. Da ist es mir anfangs echt schwer gefallen mich in den Text reinzufinden. Wörtliche Rede geht direkt in den Folgetext über. Ich fand es bis zum Schluss ein bisschen anstrengend das Buch zu lesen, auch weil die Gedanken und Handlungen ab und zu von der Haupthandlung abschweifen und es mir nicht immer leichtfiel der Handlung zu folgen. Manche Absätze musste ich deswegen mehrmals lesen.

Die Idee des Klosters, den Einfallsreichtum von Marie und die Errungenschaften dieser Frauen fand ich total beeindruckend. Ein bisschen erinnerte mich das Ganze an den Prior von Kingsbridge von Ken Follet. Gerade zu dieser Zeit ist es bemerkenswert wie sich die Frauen, besonders Marie, ihren Platz geschaffen und erfolgreich erhalten haben.

Das Buch hat mich, nicht zuletzt aufgrund des gewöhnungsbedürftigen Schreibstils, aber auch der unsteten Art der Charaktere letztlich nicht vollständig überzeugt. Trotzdem hab ich es gern gelesen, tue mich aber schwer eine Empfehlung auszusprechen.