Feminismus im mittelalterlichen Nonnenkloster

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
doomkitty Avatar

Von

In dem Titel 'Matrix' der Autorin Lauren Groff verfolgen wir das Schicksal des Mädchens bzw. später der Frau Marie im England des Mittelalters. Marie, eine uneheliche Schwester der Königin, wird von dieser, als für die Gesellschaft absolut unvermittelbare Person, als neue Priorin in ein Nonnenkloster verbannt. Als Abkömmling von Amazonen hat die sehr eigensinnige, intelligente und selbstbewusste Marie große Schwierigkeiten sich in das Klosterleben einzufinden und ihrer eigentlichen Aufgabe Als Führerin gesrecht zu werden.

Zunächst einmal muss ich sagen, dass es nicht unbedingt die beste Idee war diesen historischen Roman direkt nach einem anderen historischen Roman zu lesen, der ein paar hundert Jahre später am Hof der Tudors spielt. Ich hatte Schwierigkeiten mich in diese neue Geschichte aus dem früheren Mittelalter einzufinden, zumal 'Matrix' um einiges ruhiger ist, als das aufregendere Leben am Hof der Tudors. Der Schreibstil ist häufig nicht ganz fließend und war für mich etwas gewohnungsbedürftig.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte des Romans keineswegs langweilig. Sie ist weniger persönlich und nah an den Charakteren geschrieben (wie z.B. "The Other Boleyn Girl") und hat einen recht eigenen Schreibstil. Sie schafft es aber trotzdem zu fesseln und mehr über das Schicksal der Charaktere und des Nonnenklosters erfahren zu wollen.

Es ist nicht notwendig, dass man selbst religiös ist, um diesem Buch etwas abgewinnen zu können. Zumal von der Protagonistin auch viele damalige Konventionen in Frage gestellt werden und Selbstständigkeit von Frauen bis zu einem gewissen Maß gefeiert wird.

Die Geschichte basiert lose auf den Aufzeichnungen einer französischen Dichterin "Marie de France", über die man aber keine gesicherten Angaben hat. Umso interessanter die Spekulationen, wie viel von dem, was in dem Roman von Groff passiert, auch tatsächlich in der Vergangenheit in dieser Richtung vorgefallen sein könnte. Allerdings sind manche Sachen/Vorkommnisse zugegebenermaßen kaum vorstellbar, wenn man die sehr viel strengeren Sichtweisen über Frauen in der Gesellschaft und die Lebensweise von Nonnen in der damaligen Zeit bedenkt.

Man verfolgt gespannt den Versuch der Protagonistin (und teilweise den anderen Nonnen) des Klosters den Ort von der Außenwelt unabhängig zu machen und eine vollkommen sichere Umwelt für die kleine (aber größer werdende) Gemeinschaft zu schaffen. Auch wenn der Schreibstil vielleicht nicht ganz so charaktergebunden ist, fiebert man doch mit vielen Nonnen mit und man hat verschiedenste Charaktere, die ihr Zusammenleben versuchen in Einklang miteinander zu bringen.

Der Roman hat auch eine latent sexuelle Komponente, die allerdings, meiner Meinung nach, angenehm dezent untergebracht wird. Hierbei liegt der Hauptaugenmerk auf sexuellen und gefühlsmäßigen Beziehungen zwischen Frauen. Wenn sexuelle Handlungen beschrieben werden, ist es weniger explizite Sprache als Andeutung und Umschreibung.
Einige Male wird eine bestimmte Vergewaltigung oder auch im allgemeinen Vergewaltigungen von Frauen thematisiert. Hier also vorsichtig sein, falls Triggergefahr besteht.

Fazit:
Ich würde den Roman auf alle Fälle empfehlen!
Trotz des unglücklichen Einstiegs (mit der Tudor/Boleyn-Geschichte als Vorgänger) hat mich die Geschichte so gepackt, dass ich sie an einem Tag durchgelesen habe.