Klösterlicher Aufstieg

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sago Avatar

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"Und in dieser Pein kehren jene Monate nach ihrer Ankunft im Kloster zu ihr zurück, als sie sich wie ein abtrünniger Engel vorkam - aus dem Licht des Himmels ins Dunkel der Hölle geworfen."

So fühlt sich die junge Marie, als sie mit 16 Jahren von Eleonore von Aquitanien vom Hof verbannt und in ein Kloster gesteckt wird. Marie ist eine uneheliche Königstochter und nicht hübsch genug, um als gute Partie zu gelten. Die Familie ihrer Mutter wird fast amazonengleich beschrieben und Marie als wahre Riesin. Im Kloster stößt sie auf bitterste Armut, der Marie als neue Priorin auch mit ihrer Mitgift abhelfen soll. Lange hofft Marie zur Königin, die sie insgeheim liebt, zurückkehren zu dürfen. Doch schließlich nimmt sie den Kampf auf, um den Nonnen zu einem besseren Leben und dem Kloster zu Ruhm zu verhelfen. Angeleitet von Visionen, nehmen ihre Pläne immer überwältigende Dimensionen an...

Trotz der Schönheit mancher Sätze haben die Geschichte und ich nicht völlig zueinander gefunden. Der Roman blieb sperrig und zum Schluss habe ich zunehmend die Geduld mit Marie verloren. Dies lag zum einen an den spröden Protagonistinnen. Vor allem Marie, die eigentlich den Eindruck einer sehr frühen Feministin vermitteln soll, ist eigentlich oft von derselben Geltungssucht, Rücksichtslosig- und Selbstherrlichkeit getrieben, die man dem Patriarchat nachsagt. Zum anderen sucht man echte Dialoge eigentlich vergebens, was die Erzählung irgendwie blutleer werden lässt. Männer glänzen zudem gänzlich durch Abwesenheit und werden von Marie als Wesen wahrgenommen, die man um jeden Preis fernhalten muss. Eine selbst für die damals rauen Zeiten doch sehr negative Sicht. Sogar der hier ausnahmsweise nicht gescholtene Richard Löwenherz, Sohn Eleonores, darf in diesem Roman nur umschrieben und nicht genannt werden, als wäre er Harry Potters Voldemort.

Viel faszinierender wäre wohl Maries Jugend auf Kreuzzug mit ihren weiblichen Verwandten gewesen, die nur in der Rückschau erwähnt wird. Ihr klösterlicher Aufstiegs zog sich für mich sehr dahin. Leider ist mir die historisch verbürgte Figur Maries fremd geblieben.