unbedingt lesen!

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naseweis82 Avatar

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Von Lauren Groff weiß man mittlerweile, dass sie sich besonders prikäre, tabubrechende, unangenehme Themen zunutze macht, um unseren Fokus auf sie zu lenken, darüber zu sprechen, nachzudenken. Und es funktioniert!

In ihrem Roman "Matrix" bietet die Autorin allerlei literarischen Input, man mag es fast schon Zündstoff nennen, der erst einmal sacken will. Für den man sich de facto Zeit nehmen sollte. Tatsächlich liest sich das Werk nicht mal so nebenbei weg, sondern bedarf ein wenig Köpfchen. Es gibt viel zwischen den Zeilen zu lesen - und ich vermute, dass man noch mehr entdeckt, wenn man einen zweiten Durchgang wagt.

Die Grundidee, dass mittelalterliche Nonnen eine durchaus provokante, feministische Utopie erschaffen, hat mich einerseits gereizt, andererseits abgeschreckt. Womöglich hatte ich Sorge, dass es letztendlich an der Umsetzung scheitern würde, aber dem war nicht so. Ganz im Gegenteil! Trotz des hohen Niveaus, auf dem wir uns erzählerisch bewegen, habe ich jede Zeile verstanden, verschlungen und verinnerlicht. Zwar brauchte ich hierfür länger als für sonstige Schmöker, doch hier machte es mir sogar Spaß, langsamer zu lesen. "Matrix" ist sehr inspirierend und veranschaulicht auf höchst sensible Weise die Macht der Frauen.

Dabei bedient sich Groff eines lobenswerten Wortspiels, lockert mithilfe von indirekten Dialogen den Plot auf und kreiert eine scheinbar banale Handlung, die zu etwas völlig Abstrusem gesponnen wird. Abstrus, aber keineswegs unauthentisch. Eher im Sinne von unbegreiflich und erschreckend. Die Prosa des Romans ist gut konstruiert und voller starker Bilder, die man so schnell nicht vergessen wird. Ebenso wenig wie den Roman selbst.

Eine kleine Goldperle abseits des Mainstreams, die sich zu lesen lohnt. Ich rate dringend dazu!