Unerwartet schwierig

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Lauren Groffs Geschichte um die adlige Marie, die im 12. Jahrhundert zu einem Leben als Nonne gezwungen wird, hatte eigentlich alles und doch ist es bei mir nicht besonders gut angekommen.

Ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich wirklich in die Geschichte eingefunden hatte, da war ca. ein Drittel der Handlung bereits vorbei. Und ich musste auch jedes Mal, wenn ich das Buch weglegte und danach erneut zur Hand nahm, wieder hineinfinden, was für mich deutlich am Schreibstil lag. Das ganze Buch ist im Präsenz geschrieben, was ich für einen historischen Roman als nicht besonders passend empfinde. Ich weiß, dass Lesende sich damit direkt im Geschehen befinden sollen, aber es ist immer noch ein historischer Roman, die Dinge sind vergangen und dürfen und sollten auch gerne so geschildert werden.
Schwierig war für mich außerdem die Abwesenheit von direkter Rede mit Anführungszeichen. Das hat das Lesen für mich zusätzlich erschwert, weil ich nie so richtig sicher sein konnte, welche Person sich äußert, oder ob es nur Gedanken sind.

Maries Charakterentwicklung von der jungen Frau, die im Kloster nur ihr Verderben sieht, bis zur Äbtissin, ist durchaus nachvollziehbar. Was ich jedoch schade fand, war, dass die anderen Nonnen im Gegensatz zu Marie doch eher blass bleiben und jede nur ein oder zwei definierende Charaktereigenschaften besaß. Dementsprechend ist mir auch keine besonders im Kopf geblieben. Das Leben im Kloster ist anschaulich beschrieben, da hätte es für mein Dafürhalten aber auch gerne etwas mehr Alltag geben können. So wurden fast nur die besonderen Momente geschildert, das war mir zu wenig.

Das Ende war - wie aber auch erwartet - sehr anti-klimatisch. Es plätscherte so vor sich hin und dann war es irgendwie vorbei. Nicht, dass ich noch einen Paukenschlag am Ende gebraucht hätte, aber der Ausklang des Buches hat nicht dazu beigetragen, dass es mir lange im Kopf bleiben wird.

Grundsätzlich ein netter historischer Roman, der mir aber nicht viel Mehrwert gebracht hat.