Visionär!

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poisonalice Avatar

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Als ich diesen Roman das erste Mal in den Händen hielt und den Klapptext gelesen hatte, war ich mir nicht sicher, ob es das richtige Buch für mich ist. Das Buchcover schien nicht recht zum Inhalt zu passen. Nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, war ich auch erstmal ziemlich abgeschreckt vom sehr speziellen Erzählstil. Ich habe kurz überlegt den Roman nicht weiter zu lesen, warum ich ihn trotzdem gelesen habe, werde ich später ausführen.
Kurz zur Handlung: Im Jahr 1158 wird die junge Marie, eine uneheliche Verwandte der Königin, vom Hof verstoßen. Marie soll mit gerade mal 17 Jahren Priorin eines abgelegenen und verarmten Klosters werden. Ohne andere Wahl fügt sie sich ihrem Schicksal und reist in das abgelegene Kloster. Dort wird Marie mit Hunger, Armut, Krankheit, Einsamkeit und Ausweglosigkeit empfangen. Nach und nach gelingt es Marie das Kloster zu einem Ort voll Hoffnung und weiblicher Selbstbestimmung zu machen.
Nachdem ich anfänglich sehr mit dem Erzählstil der Autorin gehadert habe, so hat ausgerechnet dieser mich in seinen Bann gezogen, und brachte mich dazu das Buch an einem Nachmittag durchzulesen. Die Autorin hat einen unfassbar bildhaften, atmosphärisch dichten, blumigen und auch sinnlichen Sprachstil. Die Beschreibungen von Örtlichkeiten und den Bedingungen dieser Zeit im Kloster sind sehr intensiv und fast greifbar. Zudem merkt man beim Lesen, dass die Autorin sich intensiv mit dem Thema und den historischen Begebenheiten befasst hat.
Der Roman spielt im zwölften Jahrhundert in einer Welt, in welcher Frauen keine Rechte haben und quasi Freiwild sind. Das Leben von Marie mit den Nonnen im Kloster wird sehr einprägsam und eindringlich dargestellt. Ohne zu viel zu verraten, kann ich hier leider nicht ins Detail gehen. Erzählt wird die Geschichte aus einer übergeordneten Perspektive mit zum Teil auch größeren Zeitsprüngen. Sehr authentisch fand ich die Hauptfigur Marie, auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, fand ich sie mit jeder Seite sympathischer. Ihre Willenskraft und Kreativität zur Verbesserung des Klosterlebens sind wirklich visionär! Sehr feinsinnig werden auch die Beziehungen der Nonnen untereinander dargestellt.
Mein Fazit: dieses Buch ist absolut empfehlenswert! Zwar habe ich zu Beginn wirklich mit dem Roman gehadert, bin aber wahnsinnig froh ihn gelesen zu haben. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, habe ich auch das Buchcover mit ganz anderen Augen gesehen. Es passt perfekt. Ich hatte wunderbare süchtig machende Lesestunden mit einem Roman voll Frauenpower, Liebe, Visionen, weiblicher Selbstbestimmung und ja auch Sinnlichkeit. Dieser Roman wird noch eine Weile in meinen Gedanken verweilen und sicher noch oft gelesen werden.