Der große Coup der Mrs King

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elke17 Avatar

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In der Verlagsvorschau wird Alex Hays „Mayfair House“ mit Hinweis auf „Ocean’s 8“ und „Downton Abbey“ beworben, wobei ich bei ersterem durchaus mitgehen kann. Bei den historischen Kostümserien wird das aber schon schwieriger, denn dort wird das Verhältnis zwischen Oben und Unten geprägt von gegenseitiger Loyalität, was im Haushalt der wohlhabenden Familie de Vries nach dem Tod des Patriarchen offenbar nur in eine Richtung gegeben und gefordert ist. Die Erbin des Hauses in der Park Lane, Miss de Vries, ist nämlich eine lupenreine Vertreterin der Londoner Upper Class, die eiskalt und ohne mit der Wimper zu zucken kein Problem damit hat, langjährige Bedienstete vor die Tür zu setzen.

So wird auch Mrs King, die langjährige Haushälterin, unter einem fadenscheinigen Vorwand entlassen. Eine Entscheidung, die der Dame des Hauses noch gehörig auf die Füße fallen wird, denn Mrs King ist nicht gewillt, ihre Entlassung einfach so hinzunehmen, denn es gibt ganz besondere Gründe, warum sie es so lange in ihrem Dienstverhältnis ausgehalten hat. Und offenbar ist nun die Zeit gekommen, ihren verwegenen Plan mit der Hilfe einer Gruppe starker Frauen in die Realität umzusetzen…mehr möchte ich hier aber nicht verraten.

„Mayfair House“ ist die Geschichte einer Rache und deren Motive, die in einem ausgeklügelten Raubüberfall enden wird. Zwar nimmt den Großteil der Handlung die detaillierte Schilderung dieser Vorbereitungen ein, was zur Folge hat, dass die Beschreibung und Charakterisierung der Personen etwas in den Hintergrund tritt. Aber eigentlich stört das nicht weiter, da man mit wachsender Spannung im letzten Drittel verfolgt, ob sich der verwegene Plan der Frauen in die Realität umsetzen lässt.

Zum Schluss noch kurz zur historischen Einordnung: London, 1905. Queen Victoria ist tot, Edward VII. zum König gekrönt. Die Menschen sind den Mief der viktorianischen Ära leid, eine neue Leichtigkeit hält Einzug, das Streben nach Fortschritt und Reformen erwacht. Auch die Frauen erheben ihre Stimmen, haben Forderungen. Allen voran Emmeline Pankhurst mit der 1903 gegründeten WSPU, der Women’s Social and Political Union. Auch wenn es noch mehr als ein Jahrzehnt dauern wird, bis ihre Forderungen (Wahlrecht) erfüllt werden, zeigt sich doch, dass es schon damals Frauen wie Mrs King gab, die gewillt waren, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.