Gesund und lecker - ohne viel Schnickschnack

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gapsi Avatar

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"Medical Cuisine" - der Name und auch das im Vergleich zu vielen Kochbüchern eher unspektakuläre Cover haben mich hier zuerst eher an den "erhobenen Zeigefinger" beim Kochen denken lassen. Aber weit gefehlt - hier lohnt sich wirklich der zweite Blick, denn die Idee des Buches ist so einfach wie genial: Nimm die Lieblingsgerichte vieler Menschen, tausche ungesunde Zutaten durch gesündere Lebensmittel - und versuche dabei die Zutaten so zu wählen, dass man sie, möglichst ohne Weltreise durch x Biomärkte besorgen kann. Zudem war der Plan, dass die Gerichte möglichst einfach in den Alltag integriert werden können, d.h. Vorbereitungs- und Zubereitungszeit nicht all zu lang dauern.

So der Plan - jetzt zur Umsetzung: Zu der Auswahl der Rezepte kann ich absolut sagen - hier ist für jeden etwas dabei: Ob klassische Hausmannskost, Pizza oder Curry - die Autoren haben wirklich versucht ein breites Spektrum an Rezepten abzudecken - was auch absolut zur Idee des Buches passt. Wir wollen ja schließlich alle etwas Abwechslung und nicht jeden Tag nur Schnitzel mit Kartoffelsalat. Was mir persönlich bei der Rezeptauswahl gefallen hat war, dass in den meisten Fällen das ursprüngliche Rezept nochmal als vegetarische (teilweise auch als vegane) Variante dargestellt wurde - mich bringt so etwas immer auf neue Ideen. Dies ist in der Mehrzahl der Rezepte auch wirklich gut und aus meiner Sicht abwechslungsreich geglückt (z.B. Rindercarpaccio vs. Carpaccio aus roter Bete) - bei manchen Rezepten wurde "einfach nur das Fleisch weggelassen" - ja, das ist auch vegetarisch, aber auf die Idee kann man auch selber kommen :-). Hier hätte ich mir dann lieber ein zusätzliches neues Rezept statt der vegetarischen Variante gewünscht.

Die Rezepte an sich enthalten jeweils ein Bild mit dem fertigen Gericht - eine (räumlich vom Rezept abgegrenzte) Zutatenliste sowie das Rezept selbst in einzelnen klar dargestellten Schritten. Mir hat diese Aufmachung sehr gut gefallen, da der Leser klar strukturiert durch das Rezept geführt hat. Die Rezepte die ich bereits nachgekocht habe (u.a. Züricher Geschnetzeltes, Quiche, Berner Rösti) sind nach den angegebenen Schritten auch alle gut gelungen. Allerdings hätte ich mir als Koch-Anfängerin ab und zu ein paar Erläuterungen mehr bzw. Spezifizierungen gewünscht. Bei der Quiche wird z.B. von einer Tarteform geredet - hatte ich nicht und habe eine Springform genommen. Hat ohne Probleme funktioniert, aber hier wäre eine Info über den Durchmesser hilfreich gewesen. Ich denke aber, für Leute die gut kochen können, stellt dies kein Problem dar.

Wie war es sonst mit den Rezepten: Ich würde sagen, der Antritt, dass sich die Rezepte gut in den Alltag integrieren lassen sollen, ist auf jeden Fall geglückt. Die Zubereitungszeiten haben bei mir größtenteils gepasst - was ich aber sehr gut fand war, dass man einen Großteil der Gerichte auch ohne Probleme vorkochen und am nächsten Tag essen kann. So spart man im Arbeitsalltag auf jeden Fall nochmal Zeit. Wir haben es bei der Quiche so gemacht und das Ergebnis war sehr lecker. Was die Zutaten angeht - wirklich exotisch sind sie nicht, auch wenn ich nicht weiß, ob eine Tonkabohne zum Standardgewürz-Zubehör gehört.

Als Fazit kann ich sagen, dass mich das Kochbuch wirklich überzeugt hat. Die Rezepte sind gut ausgewählt und bei der absoluten Mehrzahl habe ich mir sofort notiert, dass ich diese gerne nachkochen möchte. Die Erläuterungen sind gut und sowohl die Rezepte selbst, als auch die Zutaten absolut praxistauglich. Interessant fand ich auch die Erläuterungen zu Beginn des Buches über die Intention der "Medical Cuisine" und den Hintergrund unserer Ernährung (auch wenn die Theorie mit rd. 50 Seiten doch eher ausführlich geworden ist).

Mir hat das Kochen mit diesem Buch auf jeden Fall Spaß gemacht und wieder etwas Abwechslung auf den Tisch gebracht - und genau darum ging es mir! Daher absolut verdiente 5 Sterne!