Leckere Rezepte, Theorie fragwürdig

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lorireads Avatar

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Das neue Kochbuch von Johann Lafer und Dr. Matthias Riedl hat mich durch den Titel neugierig gemacht, in dem das Wort "gesund" praktisch schon drin steckt. Ich interessiere mich sehr für eine gesunde Ernährung und achte auch bisher schon sehr darauf, was ich esse. Für neue Informationen und für alles Rezepttipps bin ich trotzdem sehr dankbar!
Nach dem Lesen des Theorieteils, des Durchschauens der Rezepte und dem Nachkochen von einigen dieser muss ich sagen, dass alles, was ich bisher gegessen habe, sehr lecker geschmeckt hat, leicht herzustellen war und die Zutaten tatsächlich leicht zu bekommen waren, wie es im Einleitungsteil auch beschrieben war. Toll fand ich die Nährstoffangaben, die sicherlich den ein oder anderen interessieren, aber vor allem die Angabe, für welche Art von Krankheit das jeweilige Gericht besonders geeignet ist. Und trotzdem war diese Angabe eher dezent eingebaut und ich konnte ein Gericht auch kochen, wenn es mir eher um eine andere Art der Gesundheit ging, denn die Autoren betonten ja vehement, dass es vor allem um den Geschmack und die Liebe zum Essen geht. Nur dass diese eben ein neues Gewand benötigt. In dieser Hinsicht war für mich viel ansprechendes dabei, es war nicht allzu außergewöhnlich, als dass ich mich nicht ran getraut hätte und ich glaube, mit diesem Buch kann wirklich jeder ein Rezepte für sich finden, die die eigene Ernährung aufwerten. Dennoch halte ich das Buch eher für "Anfänger" geeignet, denn ich als Vegetarierin habe mich nach dem Einführungsteil, in dem beispielsweise noch die schlechte Ökobilanz von Rindfleisch verteufelt wird, schon fragen müssen, wieso dann in jedem zweiten Fleischgericht Rindfleisch als Zutat auftaucht. Und sowieso, warum jedes zweite Gericht Fleisch enthält, wo doch mittlerweile altbekannt ist, dass das nicht gerade die tollste Zutat ist und eine gesunde Ernährung definitiv auch ohne funktioniert. Ich habe mich immer wieder gefragt, was denn jetzt genau der Anspruch des Buches ist und ob dieser wirklich umgesetzt wird, oder ob das Buch einfach nur sehr sehr ambitionierte Ziele verfolgt, diese aber dann letztendlich doch nicht so wirklich erfüllen kann... Angefangen bei dem Wunsch der Autoren, das Buch in jedem deutschen Haushalt zu etablieren... Beispielsweise heißt es weiterhin: In der "Medical Cuisine" gibt es keine Verbote (S. 17), nur das Verhältnis der Nahrungsmittel wird verändert. Auf Seite 26 folgt dann eine ausführliche Aufstellung, wie viel von was ich pro Tag essen soll, bzw. maximal darf. So soll man dann so wenig Zucker wie möglich, so wenig Alkohol wie möglich zu sich nehmen. Naja, also klar Verbote sind das keine, aber stark eingeschränkt fühle ich mich da dennoch und das schlechte Gewissen wird bei diesen Produkten dann ja trotzdem einsetzen.
Was für mich in der Theorie gleichzeitig sehr gefehlt hat, sind genaue Ausführungen zu gesunden Lebensmitteln, was warum bei welchen Beschwerden hilft, Erläuterungen für die oben angesprochenen Gesundheitskategorien und vielleicht auch einfach kleine Infoboxen bei den Rezepten, die mir erklären, wie genau ich bei diesem Gericht eine Verbesserung zur klassischen Variante erreiche. Oder vielleicht auch eine Bewertungsskala, die zeigt, wie "gut" das Gericht mir tut. Denn dass es zwischen den Rezepten, die jeweils eine klassische und eine alternative Variante enthalten, keine Unterschiede gibt, kann ich mir nicht vorstellen.
Für mich ist das Buch ein interessantes Werk, das definitiv auch für Vegetarier und Veganer etwas zu bieten hat, es aber gleichzeitig auch jedem recht machen will. Rezeptideen nehme ich viele mit, mit der Theorie konnte ich kaum etwas anfangen. Dennoch gibt es von mir aufgerundete 4 Sterne!