Küss mich im Herbst - und darüber hinaus

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Meinung
An diesem Buch vorbeizukommen, scheint beinahe unmöglich. Die Aufmachung und der bezahlbare Preis haben etliche Leser angezogen, dazu das Versprechen einer Kleinstadtidylle mit herbstlichem Setting, einem grummeligen Mann, der es mit einer quirligen jungen Frau zu tun bekommt … Es ist im Prinzip auch alles da, nur wäre wesentlich mehr drin gewesen. Das letzte Drittel habe ich mehr überflogen als gelesen.
Der Einstieg gerät noch sehr gut. Jeanie ist noch nicht lange in der Stadt und dem Haus ihrer Tante und als Logan Zierkürbisse vorbeibringt, hält sie ihn für einen Einbrecher. Klassischer Anfang. Leider ist hier dann bereits alles gesagt, denn beide sind sofort vom jeweils anderen hingerissen – das ist in den neueren Liebesromanen immer ein wenig schade, weil es nur noch wenig Raum für eine Entwicklung lässt (man denke hier nur an Geschichten wie „Stolz und Vorurteil“). Die Motivation, sich beständig über den Weg zu laufen, ist sofort gegeben. Die kleinen Hintergründe wie die Stadtversammlung hingegen machen viel Spaß und wirken äußerst lebendig. Skurril wirkt nichts, aber sehr liebeswert und eben cozy.
Von Jeanie erfährt man nur wenig. Sie hat einen Bruder und in den letzten Jahren viel in einem grauen Büro gearbeitet, bis ihr Chef das Zeitliche segnete und sie nicht genauso enden wollte. Logan wohnt auf dem Land bei seinen Großeltern und ist quasi das Kind der Stadt, wie sehr ausführlich und beständig verraten wird. Seine letzte Beziehung ist ziemlich in die Hose gegangen und das vor der gesamten Stadt, so dass die sich anbahnende Beziehung mit Argusaugen … oder doch nicht? Es werden viele Dinge gesagt, aber leider nur selten so richtig gezeigt. Dafür vergeht sich die Handlung in Nichtigkeiten, ohne dass eine Steigerung oder eine Art Entwicklung stattfinden würde. Figuren treffen sich, lieben sich sofort und alles Weitere ist Beiwerk – zumal es auch reichlich fix vonstattengeht. Das muss man leider mögen. Dafür ist die Atmosphäre immer sehr heimelig und lässt einiges an Feeling aufkommen. Der Übeltäter ist übrigens schnell erraten, aber das ist nicht so schlimm, da das kein Krimi ist.
Wer etwas zum raschen Lesen sucht, mit einer ansprechenden Herbstkulisse und viel Cozy, der ist gut beraten. Wer etwas fürs Herz sucht zum Mitfühlen, eher nicht.