Berührend, verstörend ehrlich, tief und letztendlich voller Hoffnung

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
schlingpflanze Avatar

Von

Dieses neue Buch “Mein drittes Leben” von Daniela Krien habe ich voller Faszination gelesen und konnte es kaum mehr aus den Händen legen. Und wenngleich mich die Geschichte, der Schreibstil und die Beschreibung der Protagonisten und ihre Beziehungen zueinander auf eine Weise begeistert haben, so hat mich dieses Buch auch traurig gestimmt, mich mitfühlen lassen und mich tief berührt.
Daniela Krien ist es gelungen ein sehr einfühlsames, sehr menschliches Buch der leisen Töne zu schreiben, in welchem auf einer subtilen Ebene ganz viele Transformationen passieren, die die Autorin meisterhaft zu beschreiben vermag und man sich als ein stiller Zuseher in die Geschichte einbezogen fühlt.

In der Geschichte geht es um Linda, die aus ihrer Perspektive das erzählt was geschehen ist und geschieht, wie sie ihre Umwelt wahrnimmt, wie gelähmt und völlig unfähig sie sich fühlt und wie der Schmerz alles zerfrisst und zerstört, sie diesen jedoch nicht aus sich herauslassen kann.

Linda hatte ein tolles Leben, einen tollen Mann und eine tolle Tochter bis zu dem Tag, an welchem sich alles durch einen tragischen Unfall ändert und nach welchem nichts mehr so ist wie es war.
Linda kann nicht mehr in der gemeinsamen Wohnung in Leipzig bleiben. Sie muss weg von dem alten Leben. Und als sie wie durch einen Zufall eine alte und sehr kranke Frau im Krankenhaus trifft, die ihr ihren alten Hof und ihre Tiere ans Herz legt, beschließt Linda in das 40 km entfernte Dorf zu ziehen und sich um den Hof, die Hühner und die Hündin zu kümmern. Zugleich ist es für sie eine Flucht aus dem alten Leben und den Gewohnheiten und Erinnerungen.

Dort igelt sie sich ein, pflanzt und gräbt bis zur Erschöpfung, hackt Holz bis zum Umfallen, versteckt sich vor der Welt und lässt einfach die Zeit verstreichen.
An ihrer Seite ist immer die Hündin Kaja, die sehr gut zu spüren scheint, wie es ihrem Frauchen geht und die ihr eine treue Begleiterin ist.
Lindas Mann Richard kommt nur noch schwer an Linda heran. Dieser tragische Unfall, bei welchem sie ihre Tochter Sonja verloren haben, verändert ihre Beziehung schlagartig und es entsteht trotz tiefer Zuneigung mehr und mehr Distanz und die Unfähigkeit zu reden.
Mit der Zeit lässt Linda vorsichtig einige sehr authentische Menschen aus dem Dorf an sich heran und vernimmt dabei ein gutes Gefühl von Bindung und Halt.
Als dann eines Tages ein Brief kommt und Linda das Haus und den Hof aufgeben muss und auch noch die Hündin Kaja stirbt, beschließt Linda in Leipzig neu anzufangen.
Ein wunderbares Buch, welches ich sehr gern gelesen habe und nur empfehlen kann.