Alles ist komisch oder Lachen mit weggerotteten Lippen

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r.e.r. Avatar

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"Alles ist komisch, aber man hat nichts zu lachen, weil einem die Lippen weggerottet sind". Allein die erste Seite von Isaac Marion's "Mein fahler Freund" quillt über vor solchen Stilblüten schwarzen Humors. R, der melancholische Zombie, der sich nur noch vage an den Anfangsbuchstaben seines Namens erinnert, versucht uns einen Einblick in das Leben eines Untoten zu geben. Herumstehen und stöhnen, Rolltreppe fahren und ab und an in die Stadt wanken um einen kleinen menschlichen Snack zu sich zu nehmen. Das ist das "Leben".

R ist noch nicht lange Zombie. Wie lange genau weiß er allerdings nicht, denn die Erinnerungen verschwimmen mit dem Tod. Seine letzte Kleidung lässt allerdings darauf schließen, das er einstmals Investmentbanker war. Sein Aussehen beschreibt er als noch ziemlich lebendig. "Urlaubsreif, aber immerhin". Als er während eines Fressbeutezuges, das Gehirn von Julies Freund verspeist, überträgt sich dessen Liebe auf ihn. Und so beginnt eine äußerst ungewöhnliche Liebesgeschichte. Wie ungewöhnlich wird sich auf den rund 200 Seiten erweisen.

Ich schwankte, ob ich den Textauszug aus "Mein fahler Freund" überhaupt lesen sollte. Zombie Liebesroman, dass schien mir so überhaupt nicht nach meinem Geschmack. Die Leseprobe hat mich dann aber doch sehr positiv überrascht. Skurril, witzig, pointiert formuliert. Isaac Marion hat mit R einen leicht modrigen, aber trotzdem sympathischen Helden geschafften. Ein Scherzbold würde sagen: Was kann er schon dafür, dass er sich als Untoter hauptsächlich vom Fleisch des lebenden nähren muss? Wichtig sind doch seine Taten. Und das er Julie rettet, ist doch schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung, oder?