Hold Me, Thrill Me, Kiss Me, Kill Me

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Die Welt liegt in Trümmern und Zombies wandeln zwischen den eingefallenen Bauten. R ist einer davon. Er erinnert sich nicht daran, wie es dazu kam, dass alles nun so ist, wie es ist. Er erinnert sich auch nicht an seinen Namen oder was er vor all dieser Zerstörung gemacht hat. Die Sprache der Lebenden fasziniert ihn, aber er kann sie nicht mehr wirklich erfassen, weder in Wort noch in Schrift.
Am Schlimmsten ist für ihn der Hunger, der ihn und seine Artgenossen alle paar Tage erfasst. Dann schließen sie sich zusammen und machen Jagd auf alles, was ein schlagendes Herz, Blut und vor allem ein intaktes Gehirn hat. Das Fleisch bringt ein bisschen Leben zurück.
R weiß, dass er sich von den anderen Zombies unterscheidet, aber er weiß nicht warum. Irgendwie versuchen sie alle an dem Davor festzuhalten, denn sie leben in größeren Gruppen, heiraten und bekommen Kinder. R hat auch einen besten Freund, der M heißt. Alles geht seinen Zombiegang, bis R auf die Lebende Julie trifft und ihr das Leben rettet.

Eine Empfehlung brachte mich dazu, in die Leseprobe hineinzulesen und ich war schnell fasziniert. Zombies sind nicht unbedingt Wesen, die man ins Herz schließen kann. Sie sind dazu da, um gejagt zu werden - fragt mal Anita Blake (Laurell K. Hamilton). Und als Liebhaber möchte ich auch keinen Zombie haben, vor allem keinen, der weiß, dass ihm das Fleisch von den Knochen fault und dem das überhaupt nichts ausmacht.
Aber R hat wesentlich mehr als nur sein Äußeres zu bieten. In einer wunderbar runden Sprache lässt er den Leser an seiner Welt teilhaben. Langsam gewährt er einen Rundumblick, ohne ein Detail besonders herauszukehren oder zu vernachlässigen.
Etwas seltsam finde ich es zwar schon, dass er weiß, was ein Taschenrechner ist, sich aber nicht an seinen Namen erinnert. Oder dass es mal Rezeptionisten oder Praktikanten gegeben hat, aber nicht daran, was er war. Das sind aber bisher Dinge, über die sich leicht hinweg sehen lässt.
Ich vermute, dass wir die Endzeitwelt näher kennenlernen werden, indem R noch das ein oder andere Gehirn verschlingt und in die Erinnerungen abtaucht. Aber auch Julie wird davon berichten, was sie weiß.
Die Filmrechte sind bereits verkauft und man merkt, es besteht Bedarf nach Abwechslung. Bleibt nur abzuwarten, ob der fahle Freund welche bietet.

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