Schwarze Löcher und Lichtblicke

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aennie Avatar

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Was passiert, wenn junge Menschen, keine Kinder mehr, längst keine Erwachsenen, Schuld empfinden, tiefe, nagende, zerstörende Schuld? Oder Angst? Wenn sie Blicke spüren, Getuschel hören, dass, existent oder nicht, diesem Gefühl Nahrung verleiht? Wenn die schwarze Qualle im Bauch irgendwann wirklich nur noch ein schwarzes Loch dort hinterlässt, wo einmal etwas anderes war? Aysel weiß, was dann passiert. Oder zumindest glaubt sie zu wissen, was passieren muss, was sie tun muss, was sie der Welt schuldet. Und deshalb sucht sie einen Partner für ihr Vorhaben, natürlich auch, um eine Verpflichtung zu haben, um nicht zu kneifen. Das ist eigentlich wie mit den Terminen im Fitnessstudio, auch wenn es makaber klingt. Wenn ein anderer auf dich zählt, ist es schwerer zu Hause zu bleiben. Nur, dass Aysel und Roman sich nicht für eine Stunde auf dem Laufband verabreden, sondern für einen gemeinsamen Suizid.
Aus dieser Ausgangslage entwickelt Jasmine Warga einen fesselnden, traurigen, berührenden und wunderschönen Jugendroman und zeigt auf, dass nichts nur aus schwarzen Löchern besteht. Sie zeigt, wie Aysel und Roman aus einem schrecklichen, gemeinsamen Interesse heraus, langsam und bedächtig, Wertschätzung füreinander entwickeln, wie sie einander wichtig werden, wie der andere wichtiger wird als man selbst, das reden hilft und wichtiger ist als alles andere. Ein ernstes Thema, das hier aber auf eine sehr gefühlvolle Art und Weise in einen liebevollen Jugendroman verpackt ist, und meiner Meinung nach seine Botschaft auch gut transportiert, auch wenn der Weg in der Realität sicherlich steiniger wäre.