Zu wenig Tiefgang

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Ich bin etwas zwiegespalten zu dem Buch. Einerseits muss ich sagen, dass das Buch bei weitem nicht so depressiv war, wie gedacht, allerdings hat es mich auch nicht sonderlich vom Hocker gerissen, sodass ich damit ein unvergessliches Leseerlebnis verbinde. Jasmine Warga widmet sich in “Mein Herz und andere schwarze Löcher” einem sehr sensiblen Thema, gibt ein paar Hintergrundinfos zu Selbstmordgedanken und legt gleichzeitig dar, dass man dennoch immer einen Ausweg finden kann und dass es immer Dinge gibt, die das Leben lebenswert machen.

"Wenn ich einen Freund hätte, hieße er Tod. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Roman ebenfalls in ihn verliebt ist. Es ist wie eine Dreiecksbeziehung, die nicht funktioniert. Oder vielleicht funktioniert sie ja doch. Wir sind beide mit dem Typen verabredet. Am siebten April." S. 137

Aysel ist durch die Tat ihres Vaters ziemlich geprägt, die wie ein Schatten über ihr lauert. Anfangs ist sie noch schlagfertig, legt vielleicht sogar etwas Sarkasmus an den Tag. Schnell wird sie aber von ihren vielen negativen Gedanken eingenommen. Nicht alle diese Gedanken waren für mich nachvollziehbar und mir fiel es teilweise schwer, das zu fühlen was Aysel fühlt. Den Grund, warum sie sterben will habe ich zwar durchaus verstanden, aber richtig nachvollziehen konnte ich es nie, denn irgendwie blieb es für mich immer etwas schwammig. Roman dagegen verarbeitet seinen Grund zu sterben anders und bringt es dem Leser viel deutlicher näher, obwohl die Geschichte nie aus seiner Perspektive erzählt wird. Man kann sich besser in ihn hineinversetzten und eigentlich möchte man ihn nur in den Arm nehmen und ihm sagen, dass alles gut wird.

Der eigentliche Verlagsklappentext verrät sehr viel vom Inhalt, sodass einem teilweise die Spannung genommen wird und es eigentlich keinen großen Überraschungseffekt mehr gibt. Das ist für mich allerdings ein Fehler des Verlages und nichts, was ich jetzt der Autorin zuschreiben würde. Dafür ist die Geschichte schnell zu lesen mit teilweise schön verwendeten Metaphern. Das Ende der Geschichte war schlicht und sehr schnell. Sicherlich stellt Jasmine Warga hier auch auf zwischenmenschliche Beziehungen ab und dass wahrscheinlich doch jeder jemanden in seinem Leben braucht. Aber bei Aysel kam diese Erkenntnis viel zu schnell, wie so ein Blitzschlag und alles, was vorher war, war vergessen. Da fehlte mir dann doch die Tiefgründigkeit.


ZUSAMMENFASSEND
“Mein Herz und andere schwarze Löcher” ist ein Buch, dass nicht so depressiv ist wie gedacht, dem aber manchmal auch die nötige Tiefgründigkeit fehlt. Zudem fiel es mir teilweise schwer, mich in Aysel hineinzuversetzen, Roman dagegen berührt dafür umso mehr. Durch den eigentlichen Klappentext, mit dem sehr viel verraten wird, wird zudem auch die Spannung rausgenommen. Ich würde nicht sagen, dass es ein schlechtes Buch ist, allerdings hat es mich auch nicht so überzeugt, wie erwartet.