Zwischen Depression und Liebe

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frenx51 Avatar

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Aysel will ihr Leben beenden, denn sie hat keine Lust mehr darauf und sucht nur noch den richtigen Zeitpunkt. Im Internet stößt sie auf einem Selbstmord-Portal auf Roman, der auf der Suche nach einem Selbstmordpartner ist. Sie treffen sich und beginnen gemeinsam ihren Tod zu planen, doch plötzlich ändert sich so vieles.

Das Buch beschäftigt sich mit einem sehr tabuisierten, aber ebenso wichtigen Thema, vor allem da Aysel und Roman noch sehr jung sind. Ich hatte gehofft, das Buch beantwortet meine Fragen. Warum so jungen Menschen sich den Tod wünschen? Was hat ihre Sicht auf ihr Leben so schwarz werden lassen? Leider hat mir das Buch diese Fragen nicht vollständig beantworten können, da es anders ist als ich erwartet habe, vielleicht auch, da es sich um ein Jugendbuch handelt. Mit der Zeit entwickelt es sich zu einer etwas anderen Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, die doch kurz zuvor noch sterben wollten. Leider hat es mich in vielen Punkten nicht überzeugt, vor allem Aysel blieb mir als Person viel zu blass und viele Motive habe ich nicht verstanden.
Aysel ist 16 Jahre alt und hat türkische Eltern. Seitdem ihr Vater eine große Tat begangen hat und im Gefängnis sitzt, hat sich ihr Leben sehr verändert. Die Mutter ist seit längerer Zeit von Aysels Vater getrennt und hat mittlerweile eine neue Familie mit zwei Kindern. Über Aysels Motive wird nur nach und nach mehr bekannt, doch viele davon sind nicht greifbar. Sie sieht ihr Leben sehr negativ, wirkt aber nicht überzeugend depressiv, sondern findet einfach alles eher scheiße und hat Angst vor sich selbst. Sie wirkt weniger entschlossen und wirkt mit der Zeit eher, als wenn sie die schönen Momente und die erste Liebe einfach noch nicht kennengelernt hat. Roman ist im selben Alter, wie Aysel, jedoch lastet er sich selbst eine große Schuld auf, die ihn innerlich auffrisst und dadurch vernachlässigt er sein Leben und seine Freude. Seine Schwester ist vor einem Jahr gestorben und seitdem gibt er sich die Schuld an ihrem Tod, da er auf sie aufpassen musste. Eine große Last für einen jungen Mann und er wirkt in seinem Wunsch nach dem Tod deutlich entschlossener.
Das Buch ist in mehrere Kapitel eingeteilt, die nach den Wochentagen/Datum und mit Hinweis auf die Tage bis zum geplanten gemeinsamen Selbstmord geordnet sind. Es wird aus der Ich-Perspektive von Aysel geschrieben, die darin ihre Last, aber auch die sich bildenden Veränderungen erläutert. Der Schreibstil war für das Alter sehr passend, leicht geschrieben, ebenso gab es immer wieder eine schöne Wortwahl, jedoch fehlte mir diese gewisse Spannung und vor allem, dass mich das Buch berührt. Die Worte blieben zu blass, wenig dramatisch und alles war sehr vorhersehbar, sodass man sich den Verlauf der Geschichte von Beginn an vorstellen konnte.

Für ein Jugendbuch ganz gut, ebenso da ein Thema angesprochen wird, das mehr Beachtung erhalten sollte, auch bei jungen Menschen. Jedoch fehlte es mir an Tiefgang, Nachvollziehbarkeit und Emotionen. Das Buch ist eher eine Liebesgeschichte von zwei jungen Menschen, die depressiv sind und ihr Leben beenden wollen, doch sich dann näher kommen als sie wollten.