Der tiefe Fall des Spitzensportlers

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Sven Hannawald verarbeitet in diesem Buch den steilen Abstieg vom Superstar zum Burn-Out-Patienten. Der Einstieg, mit den entscheidenden Sekunden und Minuten seines größten Erfolgs, gefolgt vom Fall ins Burn-Out liest sich extrem spannend, fast krimihaft. Dann beginnt das Buch klassisch für eine Biografie in der Kindheit und erzählt chronologisch über die wichtigsten Stationen seines Lebens.

Hervorzuheben ist sicherlich die genaue Schilderung des DDR-Sportsystems, die gute Einblicke bietet. Dass ein einzelner Mensch vor großen Veränderungen, wie dem Mauerfall, nicht verschont bleibt kommt ebenso zur Sprache, wie der bedingungslose Kampf um jeden noch so kleinen Wettbewerbsvorteil. Dies artet sich bei Hannawald bis zum Hungern aus, um noch mehr Weite erzielen zu können. Hannawald beschreibt eindrücklich, wie unglaublich groß der Druck von Medien und Fans auf ihn einwirkte. Der Fall war schon zum Zeitpunkt der größten Triumphe abzusehen.

Viel Raum gibt die Biografie dem Lebensabschnitt Burn-Out und Therapie, womit das Buch auch Leser interessieren wird, die am Schispringen weniger Gefallen finden. Tiefere Einblicke in die Seelenwelt wären spannend gewesen, anscheinend wollte sich Hannawald aber nicht stärker öffnen.

Sehr positiv anzumerken ist, dass Hannawald keine ehemaligen Kollegen und Trainer angreift und "Schmutzwäsche" wäscht. Dieser Umstand ist sehr erfrischend im Vergleich zu anderen Sportlerbiografien.