sehr unpersönlich

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amirabooks_ Avatar

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Also für eine Biografie hatte ich eindeutig mehr erwartet! Mindestens die Hälfte des Buches besteht aus reiner Skisprungtheorie (Skisprunggeschichte, technische Erläuterungen zu verschiedenen Flughaltungen u.ä.), der Erläuterung ostdeutscher Sichtungspraktiken zur Auslese und Förderung der Sportkinder sowie zahlreichen Bildern. Wer skisprungbegeistert ist, ist hier einigermaßen gut bedient. Leider ist auch der Schreibstil nicht unbedingt leserfreundlich. Über die wenigen Schreibfehler sehe ich gern hinweg, wenn da nicht Vieles wiederholt würde, oft einzelne Worte, wohl um sie hervorzuheben. Die Widersprüche lassen erahnen, dass Sven Hannawld seln Buch wohl nur überflogen hat, sonst wären ihm diese doch aufgefallen? Zum Beispiel wird zu Anfang erwähnt, dass er, da seine Familie keinerlei Westkontakt hatte, in diesem Punkt keinerlei Schwierigkeiten hatte in den Jugendkader aufgenommen zu werden. Mehrere Seiten später dann wird erzählt, wie sein Vater beim Besuch dessen Bruders (dieser hatte rübergemacht!) in Kanada überlegte bei diesem zu bleiben und später seine Familie nachzuholen. Er überlegte es sich dann beim Gedanken an die sportliche Zukunft seines Sohnes anders. Wiederum mehrere Seiten weiter dann wird erwähnt, wie Sven Hannawald`s Vater direkt nach Maueröffnung in seinen Trabbant stieg um seine Verwandten in Westdeutschland zu besuchen...? Nun denn, kann mal passieren. Ich hatte gedacht mehr über den Menschen Sven Hannawald zu erfahren, aber da ist er sehr zurückhaltend. Seine Eltern und Trainer kommen zu Wort und beschreiben kurz, wie sie ihn wahrgenommen haben, das war es dann eigentlich auch schon. Über seine Erfahrungen zu Depression und Burnout sagt er recht wenig. In einem Interview beim NDR Fernsehen sah ich ihn kürzlich. Er erklärte, warum er das Buch geschrieben habe. Weil ihn immer wieder Leute angeschrieben und um Rat gefragt haben und er mit diesem Buch helfen wollte, aber zu finden ist in dem Buch davon leider sehr wenig. Ich habe das Buch an zwei Tagen durchgelesen, weil ich dachte, die Einleitung muss doch mal vorbei sein und jetzt muss das Buch doch endlich losgehen. Aber leider kam nichts! Der Hauptteil fehlt komplett. Plötzlich ist er in einer psychosomatischen Klinik (hier kommt seine Therapeutin kurz zu Wort) und das war es. Es geht ihm wieder gut. Die unpersönlichste Biografie, die ich je gelesen habe. Eine bloße Aneinanderreihung von Ereignissen aus dem Leben Sven Hannawald`s mit kurzen Kommentaren verschiedener Personen, manchmal sogar von ihm selbst ;-) Bei der Kürze des Buches hätte ich wohl auch nicht mehr erwarten sollen. Vielleicht hätte er sich einen Coautor, (dieser schrieb bisher u.a. Sportratgeber), mit mehr Erfahrung suchen sollen. Für mich ein Fehlkauf, schade.