Außergewöhnliche und berührende Geschichte

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
aureliaazul Avatar

Von

Schon als kleines Mädchen bemerkt Jasmijn, dass sie anders ist als die anderen Kinder. Sie denkt anders, handelt anders, versteht vieles anders und lebt in ihrer kleinen und friedvollen Welt, die ihre ganz eigenen Regeln hat. Mit ihrer über alles geliebten Hündin Senta meistert sie jede noch so schwierige Hürde und wird mit ihren Besonderheiten erwachsen, verliebt sich, beendet die Schule und baut sich ihr eigenes Leben auf, mit allem was das Leben bereit hält.



Dieser autobiographisch motivierte Roman behandelt eine ganz besondere und einzigartige Geschichte, die auf den Erfahrungen der Autorin basiert, die selbst von einer autistischen Störung betroffen ist. Dadurch gewinnt das Buch an schätzbarer Authentizität und überzeugt durch die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit, die immer mitschwingt. Der Schreibstil ist recht distanziert und beschreibt die Geschehnisse nüchtern. Dieser spezielle Stil hat mir sehr gut gefallen und ich fand es fantastisch alles kurz und prägnant lesen zu können ohne dass der Schreibstil sich in unnötigen ellenlangen Beschreibungen verliert. Kurz, aber informativ.

Da ich bisher keinerlei Erfahrungen mit autistischen Menschen habe, war es besonders spannend und aufregend für mich in Jasmijns einzigartige Welt einzutauchen. An einigen Stellen konnte ich mich gut in sie hineinversetzen, an anderen eher weniger. Schnell wird jedoch klar, dass sie es schwierig hat und haben wird im weiteren Leben. Ihre reflektierte Art, im späteren Teil des Buches, auch bezüglich sich selbst, hat mich beeindruckt und für sie freuen lassen. Da es sich um ihre Lebensgeschichte vom 4. bis zum 18. Lebensjahr - mit kurzem Abstecher als über 20-jährige - handelt, kann ihre Entwicklung hervorragend beobachtet werden und wie sie sich teilweise mit ihrer Umwelt arrangiert und anpasst.

Oftmals fand ich es schade, dass es so viele Missverständnisse zwischen ihr und den anderen gibt. Einerseits hat sie Probleme, die von andere nicht als solche erkannt werden und daher auch nicht darauf eingegangen werden kann, andererseits kann sie sich oft auch nicht angemessen ausdrücken, sodass die Lösung der Probleme unüberwindbar erscheint. Das bessert sich deutlich mit steigendem Alter. Nur war ich hin und her gerissen zwischen den beiden Parteien. Vermutlich wäre eine eindeutige Diagnose für alle hilfreich gewesen, die allerdings lange ausbleibt, sodass sie nur als ungewöhnlich wahrgenommen wird. Einzig ihre Eltern nehmen Rücksicht auf sie.

Mein einziger Kritikpunkt ist die Dicke des Buches. Die gut 600 Seiten wären nicht nötig gewesen. Es war zwar interessant aber weniger spannend, sodass es schon eine Weile dauert das Buch durchzulesen.

Fazit: Ein fantastisches, lehrreiches Buch über ganz besondere Menschen, die anders sind, aber auf positive Art, weil sie durch ihre spezielle Wahrnehmung vieles anders betrachten als die meisten anderen Menschen und neue Perspektiven ermöglichen. Berührend, ehrlich und wundervoll!