Hinterlässt mich mit Begeisterung

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mel.e Avatar

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"Mein Leben als Sonntagskind" sprach mich direkt vom Klappentext her sehr an, sodass ich mich darauf freute, diesen Roman zu lesen und ich wurde nicht enttäuscht. Es ist ein großartiger autobiographischer Roman, der das Asperger Syndrom und das Leben damit verdeutlicht. Für mich ist relativ schnell klar, das Jasmijn anders ist als andere Mädchen ihres Alters, aber da sie von ihren Eltern akzeptiert und ihre Eigenarten toleriert werden ohne diesen auf den Grund zu gehen, muss sie sich nicht ändern oder eine Diagnose bekommen. Die Diagnose vergab ich ihr direkt nach den ersten Seiten. Es ist faszinierend, wie Jasmijn durch das Leben geht und dabei Kontakte knüpft, die halten werden, obwohl eine soziale Phobie, so will ich es nennen hinzukommt, da Jasmijn am liebsten für sich ist und sich ihren Ticks hingibt. Ich weiß tatsächlich nicht, ob Jasmijn geholfen worden wäre, wenn sie sich einer Therapie hätte unterziehen lassen müssen oder ob ihre Entwicklung sich verselbstständigt hätte, wie im Roman beschrieben. Alles Fragen nutzt nichts, denn Jasmijn ist, wie sie ist und das ist auch mehrfach die Aussage ihrer Eltern. Ich mochte die Protagonistin mit all ihren Ecken und Kanten und leider muss ich auch gestehen, dass ich manches Verhalten wirklich amüsant empfand. Da ich einige Zeit mit Asperger Autisten gearbeitet habe, kannte ich einige Verhaltensweisen, obwohl natürlich jede/r mit dieser Diagnose anders ist und sich eben auch anders verhält, aber an einem Poster küssen zu lernen, ist schon ein klein wenig amüsant, das werden andere Leser_innen sicherlich bestätigen. Es ist wie es ist, Jasmijn kommt durchs Leben, auch wenn es mitunter voll von Hürden ist, welche aber durch Menschen gemacht werden, da diese doch Einfluss auf uns haben und es einfach schwierig ist, "anders" zu sein. Wer sich nicht der Norm nach verhält, fällt durch das Raster und für Jasmijn bedeutet dieses, sich Überlebensstrategien auszudenken. Manchmal sind es auch kleine Lügen, die ihr dabei helfen, scheinbar angepasst zu sein. Nur innerhalb ihres Tagebuches ist sie die "normale Jamijn", denn sie versteht, das ihr Denken, Fühlen und Handeln anders ist, als bei anderen Personen aus ihrem Umfeld. So meistert Jasmijn trotz aller Schwierigkeiten, besonders in sozialen Kontakten ihren Weg. Begrüßungsfloskeln werden zunächst geübt, bevor sie ausgeführt werden, solange dieses möglich ist. Ist es dann doch anders als geplant, gerät Jasmijn in Stress, was sich mitunter mit starken Migräneanfällen zeigt. Ihr Leben ist nicht einfach und dennoch ist es faszinierend, wie sich dieses Mädchen und spätere junge Frau entwickelt. Im "Heute" hätte sie es vielleicht einfacher, aber das ist nur eine Mutmaßung, denn das Umfeld ist und bleibt dasselbe. Menschen mit ungewöhnlichem Verhalten grenzt man aus, das ist wird sich nicht verändert haben. Jasmijn macht dadurch allerdings keinen unglücklichen Eindruck, denn "so ist sie nun mal." Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da gerade dieses "anders" und "außergewöhnlich" sehr zugesagt hat. Ein Roman. der sich definitiv aus der Masse hervorhebt. Leider empfand ich manches als etwas langatmig und wiederholend, sodass ich vier Sterne vergeben möchte, obwohl es eigentlich fünf hätten werden können, aber ich empfand manches als zu gestreckt und zu ausführlich. Trotzdem ein Roman, der mich begeistert zurücklässt, da ich genau diese Story bekam, die ich mir erhofft hatte.