Leben in einer eigenen Welt

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Die kleine Jasmijn lebt von kleinauf immer mehr in ihrer eigenen Welt und braucht viel Struktur, Ordnung, Ruhe, Sicherheit und Vertrautheit, um sich auf die Welt um sie herum einlassen zu können. Mit der Zeit wird die Diskrepanz zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und dem, was sich für sie gut anfühlt, immer größer, sie lernt aber auch sich Freiräume zu ermöglichen und hat liebevolle Eltern, Hunde, die sie abgöttisch liebt, und ein paar gute Freund_innen die sie auf ihren Weg begleiten. So lernt sie mit der Zeit die Diskrepanz mit der "normalen " Jasmijn, welche sie innerlich vor sich sieht, und ihrer Alltags - Jasmijn immer mehr zu verringern und sich ein Leben aufzubauen, in dem sie glücklich sein kann. Und sie beginnt ihr Leben aufzuschreiben und in dieser Form sich auszudrücken.
Der Autorin Judith Visser gelingt es in diesem autobiographischen Roman auf beeindruckende Art und Weise die Leser_innen mit in die eigene Kindheit und Jugend zu nehmen, mit ihr zu lachen, zu weinen, sich für sie zu freuen und auch zu trauern. Das Buch "Mein Leben als Sonntagskind" berührt ganz tief im Herzen und lässt auch die innere Frage bei einer_m selbst anklingen: Wie gehe ich selbst mit Menschen um, die bestimmte gesellschaftliche Normen und Erwartungen nicht erfüllen können, wieviel Toleranz habe ich gegenüber anderen, die mehr Ruhe und Stille brauchen und was kann ich selber tun, um einen Raum zu schaffen, indem andere so sein können wie sie sind ohne sich verstellen zu müssen.
Der Autorin ist mit diesem Roman ein sehr persönliches Buch gelungen, was aber auch sehr politisch gelesen werden kann und dazu aufruft eine Welt zu schaffen, in der alle so leben können wie sie sind und in der bestimmte gesellschaftliche Normen wie z.B. Schulzwang in Frage zu stellen sind.