So wundervoll!

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gaensebluemche Avatar

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"Mein Leben als Sonntagskind" ist einer dieser Wälzer, bei denen man gar nicht merkt, wie die Seiten verfliegen, und sich am Ende wünscht, das Buch hätte noch ein paar hundert Seiten mehr. Der Leser begleitet die Protagonistin und Ich-Erzählerin Jasmijn durch ihre Kindheit und Jugend und sieht dabei die Welt durch ihre Augen. Und die scheint voller Probleme zu sein, die bereits in der Vorschule damit beginnen, dass Jasmijn mit fremden Kindern spielen soll, mit einer fremden Frau reden muss. Oft weiß sie sich dann nicht anders zu helfen, als davonzulaufen, und versteht nicht, warum ihre Eltern dann böse werden. Was Jasmijn glücklich macht, sind Tage am Strand, ihre Hünding Senta und Musik. Besonders die von Elvis. Und so vergehen die Jahre, in denen Jasmijn vor allem mit den zwischenmenschlichen Beziehungen hadert, da niemand sie zu verstehen scheint und sie genauso wenig versteht, was alle anderen von ihr wollen. Bis sie Elliot kennenlernt. Zwischen ihnen entwickelt sich eine ganz besondere Art von Beziehung und dabei macht Jasmijn es Elliot nicht immer leicht.

Jasmijn wächst in den 80er und 90er Jahren auf, als noch nicht viel über die Krankheit Autismus bekannt war. Sie muss selbst lernen, zu verstehen, warum sie die Welt anders sieht als andere Menschen. Warum sie Panik bekommt, wenn es zu laut um sie herum ist, oder warum Gespräche mit anderen sie so sehr erschöpfen, dass sie Migräneanfälle bekommt. Besonders faszinierend finde ich, dass die Autorin selbst erst im Erwachsenenalter erfahren hat, dass sie das Asperger-Syndrom hat. Umso wundervoller gelingt es ihr, die Gefühlswelt ihrer Ich-Erzählerin zu beschreiben.

Den Schreibstil empfand ich als ungemein fesselnd und lebendig, auch wenn er sehr geradlinig und direkt ist. Aber damit passt er nur umso besser zur Ich-Erzählerin und ich finde es sehr authentisch, wie die Autorin ihre Protagonistin zu Wort kommen lässt. Es entsteht ein sehr starker Sog und die Seiten fliegen nur so dahin. Für mich war es überaus spannend, in die Gedankenwelt der Ich-Erzählerin abzutauchen und die Welt durch ihre Augen zu sehen.