Wie eine Freundin

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daemonin Avatar

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Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so richtig, wo ich anfangen soll. Es gibt so, so viele Bücher und Filme über Menschen mit Autismus, aber trotzdem sticht „Mein Leben als Sonntagskind“ für mich heraus.

Von der ersten Seite an hat mich ihre Geschichte unglaublich fasziniert, aber vorallem berührt. Judith Visser lässt einem an Jasmijns Alltag teilnehmen, wir dürfen ihr dabei zuschauen, wie sie groß wird, wie sie lernt, sich verändert und doch trotzdem immer Jasmijn bleibt.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, außerdem mochte ich die kurzen Kapitel, durch welche ich auch an stressigen Tagen immer zumindest etwas weiterlesen konnte.

Jasmijn ist für mich fast zu einer Freundin geworden. Die Autorin schreibt mit so viel Feingefühl über ihre Gedanken und Sorgen, dass ich wirklich alle nachvollziehen konnte. Die Protagonistin hinterfragt viele Dinge, die man im Alltag einfach zu hinnimmt, weil einem eben immer gesagt wird „So ist das halt“. Wennn sie etwas nicht möchte, macht sie es nicht oder eben auf ihre Art.
Im Laufe des Buches konnte ich Jasmijns Krankheit immer besser nachvollziehen und habe gleichzeitig immer mehr mit ihr gelitten, wenn Personen sie ausgeschlossen haben, weil sie sie nicht verstanden haben und sie immer wieder verzweifelt versucht hat sich anzupassen. „Normal“ zu werden, ohne richtig zu wissen, warum sie selbst eigentlich nicht normal ist, warum sie anders denkt, sie viele Sachen automatisch völlig anders macht.
Manchmal habe mich gefragt, wie Jasmijn wohl in der heutigen Zeit oder viel mehr mit einer Diagnose aufgewachsen wäre. Wie hätte sie sich dann entwickelt? Welche Person wäre sie geworden?

Die Handlung an sich hatte meiner Meinung nach genügend Tempo. Es werden viele verschiedene Themen und Entwicklungen angesprochen, trotzdem hat sich die Autorin nie zulange mit einem Punkt beschäftigt, wodurch es nicht langweilig wurde.
Am Ende gab es noch mal eine richtige Überraschung mit der ich wirklich niemals gerechnet hätte!

Insgesamt mochte ich dieses Buch wahnsinnig gerne, es wird mir als eine sehr besondere Geschichte im Gedächtnis bleiben, über die ich sicherlich noch öfters nachdenken werde.