Der Anfang mag noch sehr nervig klingen, aber...

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
laberlili Avatar

Von

„Mein Leben im Hotel Royal – Warum mein Dackel mehr Follower hat als ich“ heißt im Original „Hotel Royale – Secrets of a Teenage Heiress“ (ja, kein Tippfehler: im englischsprachigen Original ist es „Royale“ und nicht „Royal“), was schon ein wenig besser zum Buchinhalt passt; richtig treffend wäre meiner Meinung aber eher ein Titel, der in die Richtung „Tagebuch einer jungen Hotelerbin“ ginge. Die Frage, warum ihr Dackel mehr Follower als sie hat, wird bereits zu Anfang sehr klar beantwortet: Im Gegensatz zu Flick hat Dackel Fritz ein Onlineprofil. Flick würde selbst zwar gerne unter die Vlogger gehen, aber bislang verbietet ihr die Mutter zu Flicks großem Verdruss die Einrichtung eines eigenen Kanals.
„Mein Leben im Hotel Royal - …“ beschreibt nun eben selbiges; Flick erscheint grade anfangs sehr rotzig und unbekümmert, wahrscheinlich auch sehr anstrengend, wobei ich einräume, dass ich ihre Art sehr erfrischend fand. Flick war immer sehr geradeaus, hielt mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg und von Anfang an war Flicks großes Problem hier wohl nicht, dass sie sich nicht selbst als Influencerin etablieren durfte, sondern vielmehr ihre Impulsivität, die sie immer erst handeln statt nachdenken ließ. Mit ihrer Mutter, der Eigentümerin des Hotels, lebte sie nun in jenem, einem der exklusivsten und ältesten Grandhotels Londons, und da kann sich jeder schon im Vorfeld denken, dass eine übermütige Teenagerin da für den einen oder anderen Aufruhr sorgt, wenn sie auf eine überaus reiche, überaus prominente und zuweilen überaus gediegene Kundschaft trifft. In diesem Roman sieht sich Flick darum auch mit Konsequenzen konfrontiert und sieht sich in diesem Zusammenhang letztlich gezwungen zu beweisen, dass sie eine „würdige“ Erbin ist, die sich doch auch für den problemlosen Ablauf des Hotelbetriebs interessiert und auch engagiert.
Schnell stellt sich dabei heraus, dass beispielsweise Hausarrest recht „nett“ sein kann, wenn man in einem luxuriösen Grandhotel daheim ist und dass doch andere Dinge genau so wichtig und gar wichtiger sein können als Ruhm und öffentliche Selbstdarstellung. Flick wandelt sich in diesem Roman nicht völlig; das hätte ich ihr auch nicht geglaubt; aber sie wird doch kritischer und aufmerksamer. Dackel Fritz ist letztlich nur ein netter Sidekick, den es so für die Geschichte nicht unbedingt gebraucht hätte; ich mochte allerdings den einklappbaren Buchrücken: Da war hier im Inneren eine Mobilansicht von des Fritzens Instagramaccount zu sehen, die das ganze Social-Media-Gewese noch ein wenig mehr auf die Schippe nahm, denn das täglich hochgeladene Foto war jeweils ein vor einem farbwechselnden, aber jeweils pur einfarbigem Hintergrund Aufgenommenes (entsprechend der gerahmten Coverbilder). Sehr kreativ, aufregend oder vielsagend war das nicht (auch wenn es wohl des Öfteren VIP-Gäste geben sollte, die gerne mit Fritz für ein Foto posierten), obschon Flick gleich zu Beginn beschwört, sie könne Fritz nicht ohne Selfiestick fotografieren. Das widerspräche einfach Allem.
Ansonsten stechen auch die goldenen Bilderrahmen auf dem Cover hervor; diese heben sich auch dezent vom Untergrund ab und sind so tatsächlich ganz leicht erfühlbar. Das fand ich schön gemacht.
Ich weiß wirklich nicht, wieso der Verlag den Dackel hier so sehr im Romantitel hervorhebt: Fritz ist, wie gesagt, ein putziger Nebencharakter und nicht mehr, aber mich irritieren auch die drei Mädchen auf dem Cover sehr, die für mich so da auch nicht hinpassten. Flick startet zwar mit zwei guten Freundinnen in die Geschichte, aber die Abbildung passt dennoch nicht. Das originale Cover ist völlig anders aufgemacht (in meinen Augen sehr viel passender zu den verschiedenen Aspekten dieses Buchs).

Wie gesagt: Ich mochte Flick zwar von Anfang an, aber sie war doch auch sehr ausufernd und ich glaube, wäre ihre schrille Art durchgehend so herausgestochen, hätte mich das bald auch sehr genervt, aber die weitere Geschichte kommt gar nicht so derart wild herüber wie ihr Anfang und ich fand es letztlich sehr gut lesbar. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass Flick durchaus Lesern eingangs bereits so sehr auf die Nerven gehen kann, dass sie die Lektüre da abbrechen würden.

Der Verlag empfiehlt das Buch ab 12; ich würde es vermutlich schon Kindern ab 10 (vermutlich spricht es eher die Mädels an; generell ist es eher ein „Zickenbuch“) anraten und glaube, die Altersspanne der Zielgruppe ist da relativ eng gesetzt. Ich vermute, 14Jährigen könnte es schon wieder zu kindisch und albern sein; 11-13 Jahre dürfte meiner Meinung nach das ideale Lesealter hierfür sein. Für mich war es in erster Linie schöne Unterhaltung für die Leser, die just in die Pubertät gestartet sind!