Anstrengender Bestseller aus Frankreich

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Sie ist Englischlehrerin und seit 15 Jahren mit ihm verheiratet. Die beiden haben zwei gemeinsame Kinder und führen ein wahres Bilderbuchleben. Doch sie weiß, wie viel Kraft und strategisches Denken es braucht, um dafür zu sorgen, dass die Liebe des Ehepartners bestehen bleibt. Denn darum dreht sich ihr ganzes Leben: Die Verhinderung des Worst Case - nämlich, dass er sie womöglich eines Tages nicht mehr lieben könnte ...

Die Leseprobe von Maud Venturas Debütroman "Mein Mann" (erschienen am 5. September 2024 bei Hoffmann und Campe und im französischen Original mit "Mon Mari" betitelt) hatte mich schlicht und ergreifend umgehauen. Die Wucht ihrer Worte war beeindruckend und ich freute mich sehr auf das Buch, das mit der Beschreibung "Die Nr.-1-Bestsellersensation aus Frankreich" die Messlatte der Erwartungen in schwindelerregende Höhen trieb. Das "Alles oder nichts"-Denken der weiblichen Hauptfigur gefiel mir, ihre brennende Leidenschaft für ihren Mann ebenso. Zumindest am Anfang.

Schon bald wird klar, dass die Protagonistin dieses Buches vollkommen besessen von ihrem Mann ist, den sie durchweg nur "meinen Mann" nennt und damit ihren Besitzanspruch unmissverständlich markiert. Seinen Vornamen erfährt der Leser nie. Ihr ganzes Sein kreist um ihn, sie ist emotional vollkommen abhängig von ihm. Sie überwacht ihn, sie führt Tagebuch über ihn, sie spielt ihm etwas vor.

Eigentlich kann die Protagonistin einem leidtun, denn ihr Selbstwertgefühl scheint so gut wie nicht vorhanden zu sein. Immerhin definiert sie sich ausschließlich über ihren Mann und stellt ihn auch eindeutig über die beiden Kinder. Von einer Verlustangst getrieben, versucht sie alles, um ihn zu halten. Sie will Garantien, die es im Leben nicht geben kann. Mit einer beängstigenden Verbissenheit taktiert sie, um ihn nur ja nicht zu verlieren.

Ganz ehrlich? Das ist keine Ehe, sondern eine Inszenierung, bei der auf jede vermeintliche Unaufmerksamkeit des Gatten eine Strafe folgt. Zu Anfang mag das noch fesseln, doch über 272 Seiten hinweg ist dieses Schauspiel, diese Obsession einfach nur anstrengend.

Von der Handlung hatte ich mir weitaus mehr versprochen. Schließlich heißt es in der Buchbeschreibung: "[...] Und dann geht sie zu weit." Es mag daran liegen, dass ich als passionierte Krimi- und Thriller-Leserin in diesen Satz zu viel hineininterpretiert habe, aber die traurige Wahrheit ist, dass die Geschichte weiter vor sich hinplätschert, ohne dass etwas wirklich Bahnbrechendes geschieht.

Den großen Twist hat sich die 1992 geborene Autorin Maud Ventura für den Schluss aufgehoben. Ohne zu spoilern, kann ich sagen, dass das Ende in der Tat ein Knaller ist - und der Grund, warum ich dann doch versöhnliche drei Sterne für "Mein Mann" vergebe.