Atemloser Liebeswahn

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bobbi Avatar

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Die französische Autorin Maud Ventura hat mit ihrem psychologisch spannenden Debüt „Mein Mann“ einen Verkaufshit sowie eine eindringliche Charakterstudie einer Ehefrau am Rande des Liebeswahnsinns geschaffen.

Die namen- und rastlose Ich-Erzählerin ist seit 13 Jahren verheiratet und liebt ihren Mann über alles – die zwei Kinder stehen eher im Hintergrund, sie arbeitet als Lehrerin sowie Übersetzerin und gibt akribisch alles, um eine perfekte, liebenswerte Ehefrau zu sein. Penibel-neurotisch registriert sie jede Handlung, Gestik und Veränderungen an ihrem Mann, die sofort eine zwanghafte Gedankenspirale in Lauf bringt. Ventura verpackt diese inneren Dialoge einer langsam verzweifelten Ehefrau sehr intensiv auf den Punkt und erschafft eine düster-angespannte Atmosphäre, die es schwer macht, den Roman wieder aus der Hand zu legen.

Prägnante, messerscharfe Formulierungen verdeutlichen die Besessenheit und emotionale Abhängigkeit der Protagonistin, die sich immer tiefer in ein atemloses Netz aus Kontrolle, Zerrissenheit und allen voran Psychospielchen verstrickt. Jedes vermeintliche Fehlverhalten des Mannes wird penibel dokumentiert, analysiert und anfangs subtil bestraft, bis sich alles steigert und innerhalb der obsessiven Woche, in der der Roman spielt, aus dem Ruder läuft. Die Frau ist überzeugt, dass ihr Mann eine Affäre hat und sie bald verlassen wird.

Fesselnd, beunruhigend und mit einem verblüffenden Ende, der viel für Diskussionsstoff sorgen wird, ist Maud Venturas thrillerartiges Debüt ein packendes Psychogramm innerhalb einer toxischen Beziehung gelungen, das soghaft und faszinierend in die Innenwelt einer perfektionistischen Frau eintaucht. Dabei blitzt auch schwarzer Humor und etwas ironische Gesellschaftskritik auf. Lesenswert und unterhaltsam!