Von Obsession und französischer Melancholie.

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xmalwina Avatar

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„Während ich auf meinen Mann warte, verbringe ich einen sehr trüben Abend, dessen Umrisse verschwimmen wie bei einer Bleistiftzeichnung, die man zu stark verwischt hat, oder wie bei einem Aquarellpinselstrich, den man in zu viel Wasser ertränkt hat. Die Stunden verstreichen, aber sie haben keine klaren Konturen.“ (S. 194)

🫧 Worum geht’s?

Um die Obsession der namenlosen Protagonistin für ihren ebenfalls namenlosen Mann. Die Geschichte wird aus ihrer Sicht erzählt und führt uns durch eine Woche ihres Ehelebens. Wir erhalten Einblick in ihren Alltag, in kleine und große Grausamkeiten und in ihre Gedanken, die wenig mit Liebe, aber viel mit Abhängigkeit zu tun haben.

🫧 Meine Meinung

Maud Venturas Roman - der erste von ihr, der auch ins Deutsche übersetzt wurde - war grandios. Ich habe einen Hang zu Geschichten, die aus der Perspektive der Antagonisten, der Anti-Held:innen erzählt werden. So wie diese - schnell zieht einen die Erzählerin in ihre abstrakten, für sie völlig legitimen Gedanken hinein. Ihre Obsession für ihren Mann erscheint wahnhaft und ungesund; doch ihre Erklärungen wirken manchmal so logisch, dass man das kurz vergisst und sich selbst immer wieder daran erinnern muss. Das war aus psychologischer Sicht ein Meisterwerk - und nicht zuletzt dank dem Epilog und in Verbindung mit der klaren, dennoch poetischen Sprache von @maudventura_ ein Buch, das noch lange in mir nachhallen wird.

🫧 Fazit

Ein unerwartetes Highlight, akzentuiert in der typisch französischen Melancholie - große Leseempfehlung!