Weniger ein flüssig zu lesendes Retelling, mehr eine historische Recherche.
Was für ein Buch! Gut einen Monat habe ich in "Mein Name ist Lilith" herum gelesen.
Was ich erwartet habe: ein mythologisches Retelling, diesmal eben nicht griechisch, sondern biblisch. Eine spannende Geschichte, ausgeschmückt und aus einem neuen Blickwinkel.
Was ich bekommen habe: viele verschiedene Fragmente der Evangelien, gewürzt mit viel Zeitgeist und weiteren historischen Überlieferungen. Einiges kannte ich bereits, andere "Gleichnisse" waren mir völlig neu. Ich habe, ähnlich wie bei der Lektüre von #biblebadass sehr viel nebenbei recherchiert, da es, wie auch die Autorin Nikki Marmery anmerkt, unfassbar viele Parallelen und Bezüge zu anderen frühgeschichtlichen Erzählungen gibt - nur, dass es keine sind, nach denen sich knapp 33% der Weltbevölkerung noch heute richten.
Erzählt wird aus der Perspektive von Lilith, der ersten Frau, Adams erster Frau, verstoßen, weil sie sich nicht unterordnen wollte, und ihr Weisheit und Wahrheit wichtiger war als Fortschritt. Seitdem dämonisiert und verstoßen, trifft sie auf Engel, Dämonen, Noah, seine Familie und seine Arche und ist bei einigen zentralen Geschichten des alten Testaments dabei. Eingebettet in den historisch, soweit bekannt, korrekten Kontext, folgen wir dem zeitlichen Verlauf der nicht immer (!) patriarchal geprägten Gesellschaft bis heute. Welche Stellung nahm der erste Mann (Gott) ein, welche Christes (korrekt: Chrestos; was "der gute Mensch" heißt)? Was könnte tatsächlich passiert sein, und welche Fehler schlichen sich, oft willentlich, in Überlieferungen und Übersetzungen ein? Eine der eigentlich offensichtlich falschesten Darstellungen ist natürlich, dass die Geschichte der Bibel ist keine weiße Geschichte ist, auch wenn man uns das immer wieder weismachen (...) will. Auch zeigt sich in Marmerys Roman sehr eindrucksvoll, das die alten Götter durch die neuen schon immer durch Nachahmung abgelöst wurden. Warum aber war das Christentum so dermaßen erfolgreich? Und wieso folgen so viele einer Weltreligion, die in ihrem Basiswerk eher wenig auf Nächstenliebe, als viel mehr auf Unterdrückung und drakonische Strafen setzt?
Es sind die ganz großen Fragen, die sich nach der Lektüre stellen.
Fazit: weniger ein gutes Buch zum Schmökern als Anstoß zum kritischen Infragestellen und Weiterrecherchieren. Weniger ein flüssig zu lesendes Retelling, mehr eine historische Recherche, verpackt in ein wenig Fiktion. Ist aber auch logisch: dadurch, dass Lilith unsterblich ist, gäbe es zahlreiche Bücher zu füllen, würde man nach dem Beispiel von anderen Romanen wie "Circe" & Co gehen. Wenn man nicht mit dieser Erwartungshaltung rangeht, wird man in jedem Fall mit einer spannenden Lektüre belohnt!
Was ich erwartet habe: ein mythologisches Retelling, diesmal eben nicht griechisch, sondern biblisch. Eine spannende Geschichte, ausgeschmückt und aus einem neuen Blickwinkel.
Was ich bekommen habe: viele verschiedene Fragmente der Evangelien, gewürzt mit viel Zeitgeist und weiteren historischen Überlieferungen. Einiges kannte ich bereits, andere "Gleichnisse" waren mir völlig neu. Ich habe, ähnlich wie bei der Lektüre von #biblebadass sehr viel nebenbei recherchiert, da es, wie auch die Autorin Nikki Marmery anmerkt, unfassbar viele Parallelen und Bezüge zu anderen frühgeschichtlichen Erzählungen gibt - nur, dass es keine sind, nach denen sich knapp 33% der Weltbevölkerung noch heute richten.
Erzählt wird aus der Perspektive von Lilith, der ersten Frau, Adams erster Frau, verstoßen, weil sie sich nicht unterordnen wollte, und ihr Weisheit und Wahrheit wichtiger war als Fortschritt. Seitdem dämonisiert und verstoßen, trifft sie auf Engel, Dämonen, Noah, seine Familie und seine Arche und ist bei einigen zentralen Geschichten des alten Testaments dabei. Eingebettet in den historisch, soweit bekannt, korrekten Kontext, folgen wir dem zeitlichen Verlauf der nicht immer (!) patriarchal geprägten Gesellschaft bis heute. Welche Stellung nahm der erste Mann (Gott) ein, welche Christes (korrekt: Chrestos; was "der gute Mensch" heißt)? Was könnte tatsächlich passiert sein, und welche Fehler schlichen sich, oft willentlich, in Überlieferungen und Übersetzungen ein? Eine der eigentlich offensichtlich falschesten Darstellungen ist natürlich, dass die Geschichte der Bibel ist keine weiße Geschichte ist, auch wenn man uns das immer wieder weismachen (...) will. Auch zeigt sich in Marmerys Roman sehr eindrucksvoll, das die alten Götter durch die neuen schon immer durch Nachahmung abgelöst wurden. Warum aber war das Christentum so dermaßen erfolgreich? Und wieso folgen so viele einer Weltreligion, die in ihrem Basiswerk eher wenig auf Nächstenliebe, als viel mehr auf Unterdrückung und drakonische Strafen setzt?
Es sind die ganz großen Fragen, die sich nach der Lektüre stellen.
Fazit: weniger ein gutes Buch zum Schmökern als Anstoß zum kritischen Infragestellen und Weiterrecherchieren. Weniger ein flüssig zu lesendes Retelling, mehr eine historische Recherche, verpackt in ein wenig Fiktion. Ist aber auch logisch: dadurch, dass Lilith unsterblich ist, gäbe es zahlreiche Bücher zu füllen, würde man nach dem Beispiel von anderen Romanen wie "Circe" & Co gehen. Wenn man nicht mit dieser Erwartungshaltung rangeht, wird man in jedem Fall mit einer spannenden Lektüre belohnt!