Licht- und Schattenseiten des Zeitreisens

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marialein Avatar

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Wenn man unendlich viele Möglichkeiten hätte, in die Vergangenheit zu reisen und seine eigenen Fehler zu korrigieren, kann man doch eigentlich nichts verkehrt machen, oder? Einfach jedes Mal, wenn etwas schief läuft, zurück und besser machen. Aber Cassandra Dankworth bekommt genau diese Gelegenheit und muss feststellen, dass man nicht einfach das Wissen von heute nehmen kann und damit hingehen und das Gestern in Ordnung bringen kann...

Erst mal ist es anstrengend, immer den Überblick zu behalten, was genau man in welcher Zeitschiene schon getan hat und was nicht. Und manche Dinge scheinen sich einfach nicht erzwingen zu lassen, auch wenn man sich mit seiner Superkraft Zeitreisen noch so viel Mühe gibt.

Cassandra ist ein sehr spezieller Charakter, der in seinem Alltag mit all den "normalen" Menschen nicht selten Schwierigkeiten bekommt. Dass sie am selben Morgen von ihrem Freund verlassen und von ihrem Boss gefeuert wird, ist dann allerdings doch ein trauriger Höhepunkt. Und ausgerechnet den bekommt sie Gelegenheit, wieder und wieder zu erleben. Doch schließlich entdeckt sie, dass sie mit bloßer Willenskraft noch weiter in die Vergangenheit zurückreisen kann, und zwar vier Monate zurück. Da diese zeitliche Grenze mit ihrer ersten Begegnung mit ihrem Freund Will zusammenfällt, versteht sie als eindeutiges Zeichen, dass sie die Gelegenheit bekommt, diese Beziehung zu retten.

Konfrontiert mit all den Möglichkeiten, auch mal Risiken einzugehen und schonungslos ehrlich zu sein, öffnet sie sich ihren Mitmenschen auf einmal viel mehr als beim "ersten Durchgang" und entdeckt, dass ihr Leben eigentlich Potenzial hat, wunderbar zu sein.

Die Geschichte wird aus Cassandras Sicht sehr humorvoll und einfühlsam erzählt. Auch wenn man sich nicht immer in sie hineinversetzen kann, wird sie einem mit ihrer speziellen Art der Wahrnehmung schnell sympathisch. Was genau Cassandras "Problem" ist, wird erst am Ende des Buches offenbart, obwohl ich den ganzen Roman über davon ausgegangen war, dass das unausgesprochen selbstverständlich war. Das würde ich aber im Nachhinein trotzdem nicht als unglückliche Vorhersehbarkeit in dem Buch deuten, sondern tatsächlich als etwas, was man einfach nicht mitkriegt, solange man selbst mittendrin steck, schließlich ist die Autorin auch selbst betroffen.

Insgesamt ist "Mein schrecklich schönes Leben" eine wunderschöne Erzählung, die einen zum Lachen und Nachdenken bringt.