Beichte über die rechtsradikale Vergangenheit als Aufbruch in einer andere Zukunft

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redcat Avatar

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Wenn man sich nur das Foto auf dem Cover anschaut, dann könnte man den Eindruck gewinnen, es handle sich um ein friedliches „Heimatbuch“. Aber der Titel und insbesondere der Untertitel rütteln einen wach und machen hellhörig und neugierig. Man fragt sich: Wie kommt ein junger Mensch dazu, in die Rechte Szene einzusteigen, und wie schafft er es, wieder auszusteigen?“ Vor allen Dingen finde ich es echt mutig - sich zudem auch selbstanklagend- , darüber ein ehrliches Buch zu schreiben. Respekt!
Das Buch ist sehr komplex. Weißgerber, der hier als Insider auftritt, kommt sehr authentisch rüber. Man glaubt ihm einfach, was er über seine nationalsozialistische Vergangenheit berichtet, die seine Jugendzeit geprägt hat. Und erstaunlich zu lesen, dass er sogar schreibt, dass er nicht irgendwie in die Szene (umständehalber) gerutscht ist, sondern dass er sich bewusst und aktiv für diese Form der Politik entschieden hat und sich selbst als „Ethnopluralist“ bezeichnet hat. Interessant zu lesen sind auch die Kindheitserlebnisse, die durch das lieblose „Vater-Sohn-Verhältnis“ geprägt werden, ein Vater, der in der Verwendung von Gewalt eine sinnvolle Erziehungsmethode sah.
Die Leseprobe ist schon sehr beeindruckend und auch in gewissem Sinne lehrreich, da man Einblick in das Entstehen und Wachsen dieser Strukturen bekommt und auch ein wenig versteht, wie es dazu kommt. Aber dieses Verstehen hat rein gar nichts mit Verständnis zu tun!
Dieses Buch – eine erschütternde, beklemmende Biographie „der rechten Orientierung“ - ist sozialpolitisch sehr aktuell und daher sehr lesenswert.