Mit Leichtigkeit über das Leben sinnieren widerspricht sich nicht

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troopych Avatar

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Nicht nur das Buchcover fängt das südliche Flair ein, sondern auch die Beschreibungen der Situationen und Menschen spiegeln dieses Flair wider. Pinos Bar ist der Lebensmittelpunkt der Menschen, die in Grado leben, und zudem Stefan Maiwalds Inspiration für Lebensanschauung und -veränderung.
Ob Bruno, der mit stoischer Gelassenheit jede Herausforderung meistert, Giulio der von Selbstbewusstsein nur so strotzt, oder Maria, die mit ihrem sonnigen Gemüt alles zum Strahlen bringt, sie sind alle Vorbilder und das auf ihre eigene Weise.

Stefan Maiwald erfasst die Charaktere der Menschen, die Pinos Bar aufsuchen, mit Tiefgang, Witz, Wertschätzung und schält das Positive heraus, das wir für uns mitnehmen können. Die Menschen und die Begegnungen sind lebendig geschrieben. Die Lebenshaltungen der beschriebenen Menschen regen zum Nach- und Überdenken an. Solche und weitere Sätze fördern die Selbstreflexion: “Versucht, ein Leben zu führen, von dem ihr keinen Urlaub braucht. Denn so, wie ihr jeden Tag verbringt, ist wie ihr euer Leben verbringt.” (S.115). Kapitel wie “Traumjobs sind eine Falle” und “Warum Geld nicht glücklich macht” beleuchten die etwas anderen Aspekte als üblich. Sozialkritische Äusserungen zu Konsumgütern und Massentrends sind auf jeden Fall eine Überlegung wert, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass diese ebenso wertschätzend beschrieben wären wie die Menschen aus Pinos Bar.

Speziell gefällt mir die Eigenheit in Pinos Bar, dass die Menschen ihr Essen mitbringen und teilen. Ist das der Fall, wird im dann im Hinterzimmer gemeinsam der Tisch gedeckt und gespiesen. In welchem Restaurant wäre ein solches Stelldichein bei uns möglich? Das soziale Leben in Pinos Bar ist wichtig und die Grundhaltung von Leben und Leben lassen der Menschen untereinander wird ersichtlich.

Das kleine Buch ist in Leinen gebunden, was sich haptisch sehr angenehm anfühlt. Immer wieder habe ich ganz versonnen über den Buchdeckel gestrichen, während ich über Aussagen nachgedacht habe. Als taktiler Mensch mag ich das sehr.

Ich stimme nicht in allen Punkten mit dem Autor überein, weil ich die eine oder andere Beschreibung klischeehaft empfinde und hinter die Kulissen geschaut Anderes erlebt habe. Trotzdem gefällt mir die Haltung, das Positive für mich mitzunehmen.

Alles in allem eine locker leichte Lektüre mit Tiefgang, die ich trotz weniger Kritikpunkte sehr empfehlen kann.