Mehr erwartet

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kleincaro89 Avatar

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Millicent und ihr Mann, seit Jahren glücklich verheiratet und Eltern zweier Kinder, verkörpern für viele das Sinnbild einer gelungenen Familie. Doch nur der Leser weiß um das Geheimnis der beiden und wird im Laufe des Buches immer mehr in die Vergangenheit der beiden eingeweiht.
Das Geheimnis ist kurz, auch wenn er Leser nicht wirklich weiß, was genau sich hinter allem verbirgt: Der Familienvater, dessen Name nie genannt wird, begibt sich immer wieder auf die Suche nach Frauen, die potenzielle Ofer für die Taten von ihm und Millicent sein könnten. Dabei wird das Motiv der beiden nie ganz deutlich und es bleibt sehr vage, was mit den Frauen eigentlich passiert. Doch während der Suche nach einem neuen Opfer, stellt das Leben die beiden Erwachsenen vor eine harte Probe – ein ehemaliges Opfer ist gefunden worden, ein Ereignis, das so nicht geplant war und für das erstmal ein Lösungsweg gefunden werden muss. Aber auch wenn es die beiden kurzfristig aus der Bahn wirft – es hindert sie nicht daran, einfach weiterzumachen.

Der Leser wird eins mit dem Familienvater, auch wenn er niemals genau weiß, mit wem er es eigentlich zu tun hat. Denn der Vater ist ein Mann ohne Namen. Dennoch gelingt es der Autorin, durch die geschriebene Ich-Form eine Verbindung zwischen eigentlichem Täter und Leser aufzubauen. Aber ist der Mann tatsächlich der Täter? Immer weiter wird der Leser zwar in die Geheimniswelt der Erwachsenen der Familie eingeführt, doch ebenso wachsen Zweifel an allem. Dabei macht es Spaß zu rätseln, wie es weitergehen wird, was als nächstes unternommen wird und wohin die Reise gehen mag.

Dass der Leser Spaß am Lesen hat und einfach mitgerissen wird, hängt auch unweigerlich mit dem guten und eingängigen Schreibstil zusammen. Einfache Worte, viele Dialoge und interessante beschreibende Passagen machen es dem Leser leicht, gefallen am Lesen zu finden. Dass sich über das gesamte Buch zwar langsam aber sicher eine gewisse Grundspannung aufbaut, macht es ebenso angenehmer.

Allerdings muss ich gestehen, dass ich dennoch mehr erwartet hätte. Vielleicht bin ich auch nur verwöhnt von anderen Thrillern, die hinterhältig planen und den Leser in die Irre führen, allerdings hatte ich immer wieder den Eindruck, hingehalten zu werden. Mit der knappen Inhaltsbeschreibung wird viel versprochen, doch hatte ich nicht das Gefühl, das Versprochene auch geliefert zu bekommen. Ich hatte viel mehr den Eindruck, es wird nur darauf hingearbeitet, aber Ende in einem großen Finale zu Enden. Das Finale kommt in der Tat, allerdings ist es für meinen Geschmack nicht das gewesen, was ich nach allem erwartet hätte und war darüber hinaus viel zu schnell vorbei.
Man merkt, dass die Autorin weiß, wie sie den Leser einfangen kann. Auch der Ansatz der Story ist gut gewählt. Noch etwas ausgereifter in der Umsetzung und hier kommt etwas wahrhaft Gutes bei raus!