Moderner Thriller mit vielen spannenden Wendungen

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karla kolumna Avatar

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Ich war so begeistert von der Leseprobe, dass ich das Buch trotz Nichtgewinn unbedingt lesen musste. Es ist flüssig und durchweg verständlich formuliert. Das Geschehen spielt in der heutigen Zeit, mit allen technischen und modernen Vorzügen oder auch damit verbundenen Flüchen.

"Meine wunderbare Frau" handelt von einem langjährigen Ehepaar mit zwei pubertierenden Kindern. Genauer gesagt, handelt es vom ambivalenten, geheimen Leben des Paares. Was anfänglich als Notwehr gewertet werden könnte, entpuppt sich im Verlauf des Buches als gemeinschaftliches Begehren und gezieltes Hobby: Er sucht Frauen aus und lockt sie. Sie tötet und kümmert sich um die Leichen. Er findet sie sexy dabei. Es wird ihr gemeinsames Vergnügen. Bis zu dem Punkt, an dem sich alles verändert... oder auch nicht?

Erzählt wird konsequent aus der Sicht des Ehemannes, mit seinen Sinneswahrnehmungen, Gedanken sowie Eindrücken. Sein wahrer Name wird nie verraten, dafür der seiner Frau: Millicent. Auch andere Dinge bleiben lange im Verborgenen. Die Familie ist gut situiert und gesellschaftlich anerkannt. Millicent ist eine sehr strukturierte Frau, die die Familie zusammen hält und feste Regeln aufstellt. Ihr Mann bewundert sie seit jeher, das Band zwischen den Beiden ist eng. So teilen sie auch irgendwie ihre Vorliebe fürs Morden. Aufgedröselt wird alles selbstverständlich in kleinen Schritten. Zwischen Alltäglichem und Banalen wird der schmale Grad der Abgründe des Paares aufgezeigt. Um kurze Zeit später wieder zu verschwimmen. Dies macht das Buch unter anderem für mich so spannend und "real". Einerseits haben die Hauptcharaktere durchaus etwas Sympatisches, andererseits stoßen sie ab. Diese Ambivalenz gefiel mir beim Lesen. Auch der unvorhersehbare Handlungsverlauf, die aufgedeckten Geheimnisse, die Ich-Perspektive mit intimsten Empfindungen fesselten mich. Manchmal waren mir zum Schluss hin einige Abschnitte zu langatmig oder auch nicht rund genug. Alles in allem aber endlich mal wieder ein Thriller, der nicht allzu vorhersehbar ist und wirklich überraschen kann. Grausam und doch in bestimmten Punkten nachvollziehbar. Das Ende ist gut gewählt, vielleicht etwas zu offen. Eine sehr gelungene Anspielung innerhalb der letzten zwei Sätze...