Ästhetisches Leseerlebnis ohne viel Tiefe
Der neue Roman von Martin Suter beginnt stark - Tom, der Juraabsolvent wird (zufällig) als Nachlassordner eines reichen Schweizers eingestellt. Es gibt viel guten Alkohol, viel gutes Essen, teure Anzüge und lange Kamingespräche. Ein sehr ästhetisches Leseerlebnis mit interessant angelegten Figuren und eine Geschichte, auf deren Auflösung man gespannt wartet. Doch bald ermüdet dieser ständige, gegebene Luxus, der einer permanenten Selbstdarstellung ähnelt - nirgendwo gibt es für Tom Herausforderungen. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, er läuft einfach mit, lässt sich verköstigen und einkleiden, sortiert ein paar Akten und hört sich Geschichten an. Es gibt überhaupt nichts, an dem er wachsen kann oder gar muss. Auch zum Ende des Romans, als eine Reise ansteht, hat er genug Geld und eine Begleitung und muss sich um nichts Sorgen machen oder kümmern. Am Ende des Romans ist niemand ein anderer als vorher, niemand hat sich (weiter)entwickelt, weder Figuren noch Leser. Ich hätte von einem so erfahrenen Schriftsteller weit mehr Tiefe in Figuren und Story erwartet.